Ausgabe 05/2018 der Zeitschrift WUNDmanagement
Themen:
Übersichtsarbeiten:
- C. Opländer - Physikalisches Plasma: Science Fiction oder eine neue Option in der Wundbehandlung?
- K. Masur, J. Schmidt, E. K. Stürmer, T. von Woedtke - Kalte Plasmen zur Heilung chronischer Wunden
- L. Hilker, T. von Woedtke, K. Masur, K.-D. Weltmann, H.-G. Wollert - Kaltplasma-Anwendungen bei Wundinfektionen mit Fremdkörperbeteiligungen
Originalarbeit:
- J.-D. Rembe, C. Fromm-Dornieden, J. Böhm, E. K. Stürmer - Der Einfluss von humanem Wundexsudat auf die antibakterielle Wirksamkeit verschiedener antiseptischer Polyurethan-Schaumstoffauflagen: Eine in-vitro-Analyse
Produktfokus:
- R. Strohal, G. Hämmerle - Kaltplasma als neue Behandlungsoption bei häufig auftretenden Wundsituationen im klinischen Alltag: eine Pilot-Fallserie
Blickpunkt:
- K. Protz, J.H. Timm - Posterpreis für „Eine unhygienische Reise“
Pflegelexikon:
- K. Protz - Informationen zur Verordnung der podologischen Therapie
Images:
- J. Dissemond - Marjolin-Ulkus
Nachrichten des Initiative Chronische Wunden e. V. (ICW)
Nachrichten der Österreichischen Gesellschaft für Wundbehandlung (AWA)
Nachrichten der Schweizerischen Gesellschaft für Wundbehandlung (SAfW)
Nachrichten des Wundzentrum Hamburg e. V.
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Impressum
Übersichtsarbeit:
C. Opländer
Physikalisches Plasma: Science Fiction oder eine neue Option in der Wundbehandlung?
ZUSAMMENFASSUNG
Ionentorpedos und Plasmakanonen sind Begriffe des Science-Fiction-Genres. Tatsächlich haben diese dennoch einen reellen wissenschaftlichen Hintergrund. Der Plasmazustand im physikalischen Sinne ist neben fest, flüssig und gasförmig der vierte Aggregatzustand, den Materie einnehmen kann. Im bekannten Universum befindet sich mehr als 99 % der sichtbaren Materie im Plasmazustand. Auf der Erde können verschiedene Arten von Plasma physikalisch hergestellt und technisch genutzt werden, z. B. in der Oberflächenbeschichtung und Sterilisation. Einige Plasmen können sogar in der Wundbehandlung eingesetzt werden, da diese in der Umgebungsluft ohne große Hitzeentwicklung generiert werden können (CAP; cold atmospheric plasma). Man nutzt direkte und indirekte Plasmaquellen für die Erzeugung von CAP. Indirekte Plasmaquellen (Plasmajets) zeichnen sich dadurch aus, dass das generierte Plasma in einem bestimmten Gas gezündet und durch den Gasstrom an den gewünschten Ort geleitet wird. Bei einer direkten Plasmaquelle entsteht das Plasma zwischen einer Plasmaelektrode und dem zu dem behandelnden Objekt bzw. der zu behandelnden Oberfläche. CAP enthält viele reaktive Spezies (Ionen, Radikale), welche u. a. für die antibakterielle Wirkung verantwortlich sind. Diese können aber auch andere biologische Effekte induzieren. So ist z. B. das in einigen CAP gebildete Stickstoffmonoxid (NO) ein essentieller Mediator in der Wundheilung und fördert die dermale Mikrozirkulation. Auch Stickstoffdioxid sowie Wasserstoffperoxid könnten das Wundheilungsgeschehen positiv beeinflussen. Die Wechselwirkung von CAP mit Wundflüssigkeit/ Haut führt oft zu einer Anreicherung von NO-Derivaten, die ebenfalls eine NO-ähnliche Aktivität entfalten entfalten können. Wir stellen hier neben den physikalischen Grundlagen eine Reihe vielversprechende Ergebnisse von experimentellen Laborstudien verschiedener Arbeitsgruppen vor, die das klinische Potential von Plasmaquellen bzw. CAP für die Behandlung chronischer Wunden demonstrieren.
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Übersichtsarbeit:
K. Masur, J. Schmidt, E. Stürmer, T. von Woedtke
Kalte Plasmen zur Heilung chronischer Wunden
ZUSAMMENFASSUNG
In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde ein neues Forschungsgebiet etabliert – die Plasmamedizin. Hierbei handelt es sich um ein Beispiel für die interdisziplinäre Wissenschaft, die Physik, Biologie und Medizin miteinander vereint. Ziel ist dabei die Nutzung kalter physikalischer Plasmen, also teilweise ionisierter Gase, für klinische Anwendungen. Plasma wird auch als der vierte Aggregatzustand nach fest, flüssig und gasförmig bezeichnet, den man durch Zufuhr von Energie zu einem Gas erreichen kann (Abb. 1). Dabei ist es den Physikern und Ingenieuren gelungen, dass die Energie hierbei nur auf die Elektronen übertragen wird, was dazu führt, dass diese Gase ihren angeregten Zustand schon bei niedrigen Temperaturen erreichen – meist zwischen 30 °C und knapp über 40 °C. Somit sind die kalten Plasmen für die Anwendung an lebenden Zellen und Geweben geeignet, weil thermische Schäden ausgeschlossen werden können. Kalte Plasmen wirken zeitlich und räumlich begrenzt, weisen antibakterielle Eigenschaften auf, steigern die Mikrozirkulation und damit die Sauerstoffsättigung im behandelten Gewebe und haben einen positiven Einfluss auf molekulare Prozesse der Wundheilung. Durch eine Plasmabehandlung kann eine Reduktion von Matrix-Metallo-Proteinasen (MMPs) genauso beobachtet werden wie ein Absinken pro-inflammatorischer Zytokine. In Verbindung mit einem professionellen Wundmanagement stellt kaltes Plasma eine neue Alternative in der Behandlung chronischer Wunden dar.
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Übersichtsarbeit:
L. Hilker, T. von Woedtke, K. Masur, Kl.-D. Weltmann, H.-G. Wollert
Kaltplasma-Anwendungen bei Wundinfektionen mit Fremdkörperbeteiligung in der Herzchirurgie
ZUSAMMENFASSUNG
Nach Herz- und Gefäß-Operationen auftretende Wundheilungsstörungen in anatomisch schwierigen Regionen bei adipösen Patienten bzw. mit Fremdkörperbeteiligung stellen eine große Herausforderung für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte dar. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie dieser Wundheilungsstörungen sind Maßnahmen und Anwendungen, die zur Reduktion des Risikos für Infektionen bei chirurgischen Eingriffen führen oder nach deren Auftreten zu einer zeitnahen Abheilung führen.
In der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Klinikums Karlsburg wird seit über fünf Jahren bei Wundheilungsstörungen das seit 2013 als Medizinprodukt zugelassene Kalt-Plasmagerät „kinPen Med“ angewendet. Die zum größten Teil bei Destination-Therapie-Patienten mit Linksherzunterstützungssystemen (LVAD) gemachten Erfahrungen bei der Anwendung von kaltem Atmosphärendruckplasma zeigen, dass es eine hohe desinfizierende und regenerierende Potenz hat. Die einzelnen Anwendungen erfolgten dabei an der Driveline- Austrittsstelle, bei und nach Abszessentlastung bei freiliegender Driveline sowie intraoperativ im Rahmen von und nach Driveline-Verlagerungen.
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Originalarbeit:
J.-D. Rembe, C. Fromm-Dornieden, J. Böhm, E. K. Stürmer
Der Einfluss von humanem Wundexsudat auf die antibakterielle Wirksamkeit verschiedener antiseptischer Polyurethan-Schaumstoffauflagen: Eine in-vitro-Analyse
ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: Die Behandlung infizierter chronischer Wunden ist weiterhin eine Herausforderung im klinischen Alltag. Lokale Interaktionen antimikrobieller Wundauflagen mit dem Wundmilieu sind noch immer unklar. Ziel der vorliegenden Untersuchung war deshalb die Analyse der Wirkung humanen Exsudates akuter Wunden (AWF) auf die Effektivität antimikrobieller Schaumstoffwundauflagen, geprüft an typischen Wundkeimen in einem experimentellen in-vitro-Ansatz.
Methoden: Mittels eines modifizierten mikrobiellen Reduktionsversuch (basierend auf ISO EN 20743) erfolgte die Testung der antimikrobiellen Wirksamkeit von acht Polyurethan-Wundauflagen, mit entweder einer Silberform oder Polyhexanid, als antimikrobiellem Wirkstoff, gegen Staphylococcus aureus, Escherichia coli und Pseudomonas aeruginosa. Nach 2, 4, 6 und 24 Stunden Einwirkzeit erfolgte die Auswertung der antimikrobiellen Wirkung mit und ohne „Belastung“ durch AWF.
Ergebnisse: Haupteinflussfaktor der Wirksamkeit scheint die spezifische Form und Konzentration der in den Wundauflagen enthaltenen antimikrobiellen Wirkstoffe (ionisches oder nanokristallines Silber, Silber Sulfadiazin, 0,1 oder 0,5 % Polyhexanid) zu sein. Einige Wundauflagen (zwei mit nanokristallinem und eine mit ionischem Silber) zeigten eine signifikante Wirksamkeitsreduktion unter dem Einfluss von AWF. Ohne AWF-Belastung waren Polyhexanid und Silber vergleichbar gut wirksam gegen P. aeruginosa, während Polyhexanid gegen S. aureus und E. coli in der Effektivität überlegen war. Unter Belastung mit AWF glich sich die Wirksamkeit von Silber an oder übertraf Polyhexanid (P. aeruginosa) sogar.
Schlussfolgerung: Im artifiziellen Wundmilieu zeigten besonders einige Silberformen eine deutlich reduzierte Wirksamkeit. Basierend auf diesen experimentellen Ergebnissen sollte die Interaktion antimikrobieller Wundauflagen mit dem realen Wundmilieu genauer erforscht werden, um die erwartete antimikrobielle Wirksamkeit zu gewährleisten.
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