
© B. Jäger | Einige der Vortragenden beim Duisburger Wundtag: Björn Jäger, Ida Verheyen-Cronau, Prof. Dr. Knut Kröger, Dr. Alexander Risse, Gerhard Schröder (v.l). Vorne: Zeynep Babadagi.
von Martin Motzkus und Björn Jäger
Der Jubiläumskongress des Duisburger Wundtag fand am 26.8. zum zehnten Mal statt. Seit 2014 hat sich dieser kleine Wundkongress zu einer lokalen Größe entwickelt. Frau Zeynep Babadagi, Inhaberin der Wundzentrale Duisburg ahnte damals nicht, dass sich ihre mit viel Liebe geplanten Veranstaltungen so gut etablieren würden.
In jedem Jahr wurde ein thematisch passendes und inhaltlich rundes Programm zusammengestellt, die Referenten sorgfältig ausgewählt und die gesamte Veranstaltung jeweils durch kulinarische und auch kulturelle Highlights zu etwas Persönlichem gemacht. Auch schwierige Zeiten, wie etwa die Coronakrise, konnten sie nicht davon abhalten, ihr „Familientreffen der Wundbegeisterten“ auf die Beine zu stellen.
Mit Unterstützung vieler Freunde und Weggefährten sowie der Stadt Duisburg konnte so Jahr für Jahr eine beachtliche Anzahl an Teilnehmenden gewonnen werden. Dabei wurde über die Jahre kein wichtiges Thema ausgelassen. Highlights waren unter anderem: „Wunden bei Obdachlosen“, Arbeit der Straßenambulanz Duisburg (Knut Kröger, Gerd Heimann im Jahr 2014), „Diabetes oder die süßen Türken“ (Zeynep Babadagi im Jahr 2015), „Erotik im Alter“ (Erich Schützendorf im Jahr 2017) und „Pflege deinen Humor“ (Matthias Prehm, in den Jahren 2019 und 2020). Auch 2023 gab es ein vielfältiges Programm zur Fortbildung.
- Gerhard Schröder referierte zu Informationsquellen in der Wundbehandlung. Er erläuterte die Vor und Nachteile verschiedener Recherchemethoden und bewertete die verschiedenen Methoden anhand von Beispielen aus dem Internet. Sein Appell: „Benutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand, bleiben Sie skeptisch und reflektieren Sie kritisch!“
- Ida Verheyen-Cronau, Leitung der Zertifizierungsstelle der Initiative Chronischen Wunden (ICW e. V.) stellte die Lernkonzepte der ICW vor und gab einen Überblick zur häuslichen Krankenpflege Richtlinie (HKP-RL) sowie zur Heilkundeübertragung. Sie erinnerte daran, dass lebenslanges Lernen eine zentrale Rolle spiele, wenn es um die Versorgungsqualität der Menschen mit chronischen Wunden gehe.
- Björn Jäger, Leiter der ICWGeschäftsstelle, referierte zum Thema Infektionsmanagement. Er zeigte auf, wie wichtig es ist, Betroffene mit infizierten Wunden frühzeitig zu identifizieren und erinnerte an die Wichtigkeit eines sorgfältigen Débridements und engmaschiger VerbandwechselIntervalle. Das Thema Patientenedukation wurde von Astrid Probst kreativ beleuchtet. Sie zeigte auf, welche Rolle heutzutage technische Möglichkeiten, wie etwa Handyvideos, spielen und auf welche Weise so auch Angehörige in die Wundbehandlung mit einbezogen werden können, wenn sie dies wünschen.
- Den Abschluss bildeten Prof. Dr. Gernold Wozniak und Dr. Alexander Risse mit einem gemeinsamen, fesselnden Vortrag. Anhand eindringlicher Bilder wurden Fehler in der Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden unter dem Titel „Hört das denn nie auf?“ aufgezeigt. So führte Prof. Wozniak durch seine Erlebnisse rund um das Scheitern von Wundversorgungen. Dr. Risse hingegen bemängelte in gewohnter Manier, dass Behandelnde nahezu unmittelbar therapeutische Praktiken aufrechterhalten, die längst überholt sind. Das medizinische Milieu leide unter Denkstilverzerrungen und reduziere Betroffene auf ihre Krankheiten, indem diese als „Iker“ bezeichnet würden. (Diabetiker, Neuropathiker, Psychotiker).
„10 Jahre Wundtag, das war für mich unfassbar; Kollegen, Lehrer und Freunde, die vorgetragen und mit mir gefeiert haben. Unfassbar schön. Und ich danke Dr. Hoppe, dass er alles mit mir mitgestaltet hat, ich mache weiter mit ihm als Berater, Lehrer, Freund, Erfindervater. Ich danke allen, die dabei waren. Nächstes Jahr findet der 11. Wundtag am 8.6.2024 statt“, sagte Frau Babadagi zum Abschluss des Kongresses.
Man kann dem Duisburger Wundtag, seiner Veranstalterin Zeynep Babadagi und allen Beteiligten zu zehn Jahren „Wunde im (Ruhr)Pott“ nur gratulieren – möge es noch viele weitere Duisburger Wundtage geben!