von Jan Hinnerk Timm
Die Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum“ wurde grundlegend überarbeitet und auf S2k-Niveau aktualisiert. Sie ist jetzt online auf der Website der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) verfügbar. An der Erstellung der aktuellen Version 4.1 waren zehn Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Unter Einbeziehung des Wissens und der Herangehensweisen der verschiedenen Berufsgruppen, die an der Versorgung von Menschen mit Ulcus cruris venosum beteiligt sind, soll die aktuelle Leitlinie ein Grundkonzept für die Behandlung dieser Patienten bieten.
Historie der Leitlinie
Die erste Version der Leitlinie Ulcus cruris venosum wurde 1996 von der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie – heute Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie e. V. (DGPL) – initiiert und erarbeitet. Die erste Überarbeitung zur Aktualisierung begann im Jahr 2002 und wurde im Mai 2004 veröffentlicht. Die letzte Revision erschien im August 2008, hatte den Entwicklungsstand S3 und umfasste 76 Seiten, davon über 40 Seiten Literatur und Anhänge. Alle Leitlinien der AWMF haben eine begrenzte Gültigkeit von 5 Jahren, um die Aktualität zu gewährleisten. Dementsprechend war eine erneute Überarbeitung der Leitlinie Ulcus cruris venosum im Jahr 2013 fällig, hat sich aber um einige Jahre verzögert. Die Expertengruppe zur Aktualisierung der Leitlinie hat schließlich im Oktober 2021 unter Federführung der DGPL ihre Arbeit wieder aufgenommen.
Ein praxisnahes Grundkonzept auf der Basis des aktuellen Wissensstandes
Nach insgesamt sieben Online-Treffen der Leitliniengruppe wurden die Arbeitsergebnisse im Juni 2023 auf einer Konsensuskonferenz vorgestellt. Anschließend erfolgte die Finalisierung und Verabschiedung des Textes durch die jeweiligen Vorstände der beteiligten Fachgesellschaften. Der eigentliche Leitlinientext umfasst ca. 70 Seiten, hinzu kommt eine umfangreiche Literaturliste mit fast 300 Einzelstellen, die bei der Erstellung berücksichtigt wurden. Kernstück der Leitlinie sind die diagnostischen und therapeutischen (konservativen und invasiven) Maßnahmen bei Menschen mit Ulcus cruris venosum - was ist notwendig, was ist sinnvoll und was ist zur Rezidivprophylaxe geeignet? Darüber hinaus beleuchtet die Leitlinie alltägliche Herausforderungen, mit denen diese Patienten konfrontiert sind, und erläutert, wie diese bewältigt werden können, z. B. durch edukative Maßnahmen. Darüber hinaus benennt die Leitlinie Risikofaktoren für die Entstehung eines Ulcus cruris venosum und thematisiert typische Begleiterkrankungen sowie deren Auswirkungen auf den Versorgungsprozess. Insgesamt soll die Leitlinie den Leistungserbringern ein Grundkonzept zur Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum an die Hand geben, das sich am aktuellen Stand der Wissenschaft orientiert.
Eine Interdisziplinäre Leitlinie
Unter Federführung der DGPL waren neun weitere Fachgesellschaften und Organisationen an der Überarbeitung beteiligt: Deutsche Dermatologische Gesellschaft e. V. (DDG), Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin e. V. (DEGAM), Deutsche Gesellschaft für Angiologie e. V. (DGA), Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e. V. (DGG), Deutsche Gesellschaft für Chirurgie e. V. (DGCH), Deutsche Gesellschaft für Dermatochirurgie e. V. (DGDC), Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e. V. (DGfW), Berufsverband der Phlebologen und Lymphologen sowie die Initiative Chronische Wunden e. V. (ICW). Darüber hinaus wurden die Anmerkungen und Änderungsvorschläge von drei Patientenvertretern berücksichtigt, unter anderem die Anregung, zusätzlich eine Version in patientengerechter Sprache zu veröffentlichen. Die aktuelle Leitlinie hat den Entwicklungsstand S2k, was unter anderem bedeutet, dass die Expertengruppe den Adressatenkreis gut repräsentiert und die einzelnen Empfehlungen diskutiert und konsentiert hat. Eine weitere Überarbeitung der Leitlinie ist für Januar 2029 geplant.
Die Leitlinie kann hier » eingesehen und heruntergeladen werden.