Einleitung
Die interdisziplinäre und interprofessionelle Wundbehandlung, d. h. die Versorgung von Patienten mit chronischen Wunden und dem Diabetischen Fußsyndrom, ist innerhalb von Netzwerkstrukturen
mit einer besseren Ergebnisqualität nachweisbar als beispielsweise in der Regelversorgung. Dieses belegen u. a. Publikationen [1, 2, 3, 4], in denen nachgewiesen werden konnte, dass innerhalb dieser Strukturen die Versorgung mit einem besseren Ergebnis in Bezug auf Lebensqualität, Abheilung der Wunden und Vermeidung einer Majoramputation einhergeht.
Was zeichnet derartige Netzwerke aus? Der Versuch, alle Parameter einer optimierten Versorgung von Patienten mit chronischen Wunden aufzuzeigen, gleicht Koordinaten, entlang derer man sich bewegen muss, vergleichbar einer guten Schiffsführung, um den geplanten Zielhafen sicher erreichen zu können. Die Koordinaten für eine optimale Wundbehandlung verdeutlicht die Abbildung 1.
Jeder dieser aufgezeigten Koordinaten kann einer Institution zugeordnet werden, die über Zuordnung von Aufgaben die Grundlage dafür schaffen sollte, dass eine gemeinsame Umsetzung einer optimierten Behandlung von Wundpatienten mit dem Ziel verbunden ist, die Lebensqualität der Patienten mit chronischen Wunden zu verbessern, eine zügige Abheilung der Wunden zu erreichen oder eine Majoramputation zu vermeiden.
Durch diese Koordinaten gilt es, den Patienten zum jeweiligen Zeitpunkt in die zuvor festgelegten Behandlungsabläufe im Sinne eines Casemanagements zu vermitteln und regelhaft Behandlungspläne mit dem Istzustand abzugleichen.
In diesem Zusammenhang soll ein weitgehend neuer Studiengang vorgestellt werden, der u. a. ein derartiges Aufgabenspektrum übernehmen könnte: Der Physician Assistent (PA).
Bei dem Physician Assistent handelt es sich um einen Bachelor Studiengang (B. Sc.), der an einigen Hochschulen in Deutschland mit unterschiedlichen Schwerpunkten angeboten wird, u. a. auch die Vertiefung „Wundmanagement“ beinhaltet. Die ärztliche Betreuung des Patienten wird hierbei nicht ersetzt, sondern vielmehr unterstützt. Beispielsweise könnte durch einen Physician Assistent (PA), z. B. als Leiter eines Wundzentrums, die ärztliche Tätigkeit unterstützt und entsprechend umgesetzt werden. Eine solche unterstützende Tätigkeit wird umso wichtiger, je komplexer das Netzwerk aufgestellt ist. Die Ausbildung zum PA und die determinierenden
Bedingungen einer Wundbehandlung soll im Folgenden näher erläutert werden.
Gesundheitspolitische Rahmenbedingungen
Die Parteienlandschaft verbindet mit der Versorgung von Patienten mit chronischen Wunden eine Vielzahl unterschiedlicher Einschätzungen, die konträrer nicht sein könnten. Für die Erarbeitung rechtsverbindlicher Umsetzungen von Verbesserungen in der Versorgung von Patienten mit chronischen Wunden könnte der Gemeinsame Bundeszuschuss (GBA) eine zentrale Rolle einnehmen. Der GBA sieht auf der Basis eines qualitätsorientierten Strukturwandels Lösungsansätze und fordert eine neue Qualitätskultur, die eine Voraussetzung für eine auf den Patientennutzen ausgerichtete Versorgungssteuerung ist.
Möglichkeiten, auf der Basis einer Antragstellung das Thema „Verbesserung der Qualität in der Versorgung von Pat. mit chronischen Wunden“ erarbeiten und konkretisieren zu lassen, bietet sich in dem Antragsrecht der Patientenvertretung des GBA, dem eine besondere Aufmerksamkeit innerhalb der Strukturen des GBA zugeordnet wird. Dieses Antragsrecht ist bislang nicht mit dem Ziel einer verbesserten Versorgung von Patienten mit chronischen Wunden genutzt worden.
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Autoren: Wolfgang Tigges, Thomas Karbe
Literatur
1. Heyer K. et al.: Versorgungsepidemiologie des Ulcus cruris in Deutschland. Erkrankungshäufigkeit, Versorgungsqualität und Prädiktoren der Wundheilung. Wiesbaden: Springer Medizin 2016.
2. Malyar NM, Freisinger E, „ Meyborg M, Lüders F, Gebauer K, Reinecke H, Lawal H: Amputations and mortality in in-hospital treated patients with peripheral artery disease and diabetic foot
syndrome. „https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27118161“ \o „Journal of diabetes and its complications.“ J Diabetes Complications. 2016 Aug;30(6):1117–22. doi: 10.1016/j.jdiacomp.2016.03.033. Epub 2016 Apr 4.
3. Malyar N: Versorgungsrealität der Patienten mit diabetischem Fußsyndrom und arteriellen Durchblutungsstörungen. WundManagement 2018; 12 (1): 11–16
4. A. Risse, D. Hochlenert: Integrierte Versorgung – Neue (?) Versorgungsformen am Beispiel des diabetischen Fußsyndroms Diabetologe 2010; 6: 100-107 DOI 10.1007/s11428-009-0480-3.
5. Goepel L, Heyer K, Herberger K, et al.: Selektivverträge zu chronischen Wunden – aktueller Stand in Deutschland. Gefäßchirurgie 2015; 20: 18–24.
6. G. Engels, D. Hochlenert: Netzwerke Diabetischer Fuß – die Entwicklung in zehn Jahren mit Selektivverträgen 2016, Allgemeinchirurgie.