Ehrenpreis „Die Goldene Made“ für Prof. Dr. Maximilian Spraul

© Jan Hinnerk Timm | Prof. Dr. Maximilia Spraul mit dem Ehrenpreis „Die goldene Made“

© Jan Hinnerk Timm | Prof. Dr. Maximilia Spraul mit dem Ehrenpreis „Die goldene Made“

von Jan Hinnerk Timm

Auf der 24. Netzwerktagung am 14. Februar 2024 des Netzwerks Diabetischer Fuß in Hamburg wurde Herrn Prof. Dr. Maximilian Spraul die „Goldene Made“ überreicht. Mit dieser Auszeichnung wurde der westfälische Diabetologe für sein Lebenswerk und den Einsatz für die Versorgung von Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom auf nationaler und internationaler Ebene geehrt. In seiner Dankesrede sprach Prof. Dr. Spraul über die Entwicklungsschritte und Wendepunkte der Versorgung dieser Patienten in Deutschland im Verlauf der letzten Jahrzehnte. 


Bereits in den 80er Jahren war Prof. Dr. Spraul am Aufbau der ersten Ambulanz zur Diagnostik und Therapie des Diabetischen Fußsyndroms (DFS) beteiligt, die 1983 vom damaligen Assistenzarzt Ernst-Adolf Chantelau an der Universitätsklinik Düsseldorf gegründet wurde. Gemeinsam mit dem streitbaren Bremer Diabetologen veröffentlichte Prof. Dr. Spraul in den 90er Jahren das provokante Buch „Amputation? Nein Danke!“, das für die Vermeidung von Amputationen durch rechtzeitige und richtige Behandlung von Menschen mit Diabetischem Fußsyndrom plädierte. Die strukturierte Behandlung des diabetischen Fußulkus war um die Jahrtausendwende von einem Durcheinander geprägt, in dem die beteiligten Behandler und Leistungserbringer eher gegeneinander als miteinander arbeiteten, wie Prof. Spraul erläuterte. Die damals eingeführten, oft kritisierten Disease-Management-Programme (DMP) haben nach seiner Einschätzung im Bereich des diabetischen Fußes im Wesentlichen dazu beigetragen, eine strukturierte Versorgung dieser Patienten zu etablieren. Die neue Möglichkeit, integrierte Versorgungsverträge zu gestalten, sei dabei sehr hilfreich gewesen, so Prof. Spraul. Letztlich sei es den DMPs zu verdanken, dass es heute Fußambulanzen und Schwerpunktpraxen gibt. Das fast zeitgleich eingeführte DRG-System (Diagnosis Related Groups) habe sich dagegen als eher kontraproduktiv für den Aufbau solcher Strukturen erwiesen.

Das DFS im europäischen Kontext

Ein weiterer Meilenstein in der Verbesserung der Versorgung war der 1999 formulierte Internationale Konsens zum Diabetischen Fuß. Verantwortlich dafür war eine internationale Arbeitsgruppe, die sich interdisziplinär aus Internisten, Chirurgen, Diabetologen und weiteren Fachdisziplinen zusammensetzte. Prof. Dr. Spraul gehörte in dieser Zeit der AG Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft an und gab eine Übersetzung des Konsensus heraus, von der 8.000 Exemplare gedruckt und deutschlandweit verteilt wurden. Die internationale Arbeitsgruppe besteht bis heute - mittlerweile liegt die neunte Auflage des Konsensus vor.
Ein weiterer wichtiger Schritt auf internationaler Ebene war die Gründung der EURODIALE-Studiengruppe (European Study Group on Diabetes and the Lower Extremity) Anfang der 2000er Jahre, an der Prof. Dr. Spraul mit dem Diabetes-Fuß-Zentrum in Rheine beteiligt war. In dieser groß angelegten prospektiven Beobachtungsstudie zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit diabetischem Fußsyndrom haben sich 14 Fußzentren in zehn europäischen Ländern zusammengeschlossen und konnten so in den Jahren 2003 und 2004 eine sehr hohe Zahl von Patienten (1232) langfristig beobachten. Deutschland war mit zwei Zentren beteiligt. Aus dieser Zusammenarbeit sind ca. 20 Studien hervorgegangen.

 

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Der interdisziplinäre Ansatz zum DFS

Im Jahr 2004 wurde unter Mitwirkung der AG Fuß eine evidenzbasierte Leitlinie zum diabetischen Fußsyndrom und im Jahr 2008 eine interdisziplinäre Leitlinie unter Mitwirkung der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin veröffentlicht. Der interdisziplinäre Ansatz ist nach Ansicht von Prof. Dr. Spraul ein Schlüssel zur Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit Diabetischem Fußsyndrom und entscheidend für die Senkung der Amputationszahlen. Es gehe darum, diese Patienten vor „ungebremsten Chirurgen mit ungebremsten Messern“ zu schützen. Bei der Versorgung von Patienten im Rahmen multidisziplinärer Behandlungskontexte treten die Fachdisziplinen in einen Austausch und die Entscheidung über anstehende Maßnahmen wird nicht allein einer Fachdisziplin überlassen.
Auch die traditionsreichen Netzwerktagungen des Hamburger Netzwerks Diabetischer Fuß widmen sich seit jeher dem interdisziplinären Ansatz. Nach einer dreijährigen Pause im Zuge der Corona-Krise fand die Tagungsreihe 2024 erstmals wieder statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der interdisziplinäre Austausch zu verschiedenen medizinischen und gesundheitspolitischen Themen, die in sechs hochkarätigen Fachvorträgen und drei praxisnahen Workshops aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurden. Neben dem interessanten Rückblick von Prof. Sprau gab es unter anderem Beiträge zur Kaltplasmatherapie, zu neuen Methoden der Stoffwechseleinstellung und Aktuelles zur Prognoseverbesserung beim Diabetischen Fußsyndrom durch moderne Diabetestherapie.

 

+++ Weitere Informationen zum Diabetischen Fußsyndrom finden Sie hier:  +++

1. Internationaler Konsensus über den Diabetischen Fuß, deutsche Übersetzung 1999

2. Aktuelle Leitlinien und Vorlagen zum Diabetischen Fuß auf der Webseite der AG Fuß der DDG

 

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