Eine neue Versorgungsoption für Menschen mit Wunden infolge des Diabetischen Fußsyndroms

© Jan Hinnerk Timm | Die zurechtgeschnittene Fiberglassohle wird mit Folie fixiert

© Jan Hinnerk Timm | Die zurechtgeschnittene Fiberglassohle wird mit Folie fixiert

von Jan Hinnerk Timm

Im Rahmen der 24. Jahrestagung des Hamburger Netzwerks Diabetischer Fuß am 14 Februar 2024 stellte Dr. Gerald Engels eine spannende Versorgungsmöglichkeit für Patienten mit Fußwunden infolge eines Diabetischen Fußsyndroms vor, die FiF!-mobil-Sohle. Sie kombiniert die vielen Vorteile der Filz-Distanzpolsterung nach Dr. Dirk Hochlenert mit einer zusätzlichen Sohlenversteifung, die mehr Mobilität ermöglicht. In einem praxisnahen Workshop erläuterte Dr. Engels die zugrundeliegenden Prinzipien und baute vor Ort eine FiF!-mobil-Sohle.   

 
Zur Herstellung einer FiF!-mobil-Sohle (Filz und Fiberglas) werden – genau wie bei jeder Filz-Distanzpolsterung – einseitig klebende Filzplatten benötigt, die mit einer Schere passgenau zugeschnitten und unter den Fuß geklebt werden. Eine einzige Lage reicht jedoch nicht aus, da sich die 5 Millimeter dicken Platten bei Belastung um bis zu 1,5 Millimeter zusammendrücken. Deshalb werden mehrere Lagen übereinander geklebt, wobei das Fußgewölbe mit kleineren Polstern ausgekleidet und der Wundbereich ausgespart und zur Druckverteilung randnah ausgepolstert wird. Bei einer „normalen“ Abstandspolsterung würde die Filzkonstruktion nun mit Klebevlies am Fuß fixiert werden. Bei der FiF!-mobil-Sohle ist dies nicht der Fall, da die Sohle später problemlos wieder entfernt werden soll.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht darin, dass in die Aussparungen Platzhalter eingelegt werden, damit bei der späteren Aushärtung der nun aufzubringenden Glasfaserplatte keine Vertiefungen entstehen. Das verwendete Glasfasermaterial wird nach dem Muster der untersten Filzschicht zugeschnitten und nass aufgebracht (Abb. 1).

Ein sorgfältiges Umwickeln mit Klarsichtfolie verhindert, dass sich das Glasfasergewebe von der Filzkonstruktion löst und diese sich beim nächsten Arbeitsschritt vom Fuß löst.

 

Die Sohle, die sich selbst anpasst

Nach ca. 30 Minuten ist das Material ausgehärtet. Damit es sich perfekt anpasst und auch ein Abrollen gewährleistet ist, legt der Patient den Fuß in eine speziell entwickelte Krümmungsvorlage und rollt ihn einige Zeit hin und her (Abb. 2).

Dadurch entsteht in der währenddessen aushärtenden Glasfaserplatte sowohl eine Längskrümmung als auch eine Querbiegung im Randbereich, wo sich die Glasfaser der Fußform anpasst. Nach etwa einer halben Stunde entsteht so eine Art flache Schale. Das Fiberglas ist erst nach 24 Stunden vollständig ausgehärtet und lässt sich dann noch relativ gut bearbeiten. Da es scharfe Kanten ausbilden kann, müssen die Ränder, insbesondere wenn sie überstehen, eventuell mit einer stabilen Schere geglättet werden, was einen gewissen Kraftaufwand erfordert. Für diesen abschließenden Arbeitsschritt wird die Konstruktion wieder vom Fuß genommen. Nun können auch die Platzhalter entfernt werden, um die Aussparungen zur Entlastung des Wundbereiches wieder herzustellen.

 

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Filz und Fiberglas – Vorteile kombiniert

Durch den sogenannten „Fingertest“, bei dem ein Finger im Stehen unterhalb des Wundbereiches in die Filzkonstruktion eingelegt wird, kann überprüft werden, ob die Aussparung ausreichend entlastend ist (Abb. 3). Nach dem Abdecken mit Klebevlies ist die FiF!-mobil-Sohle fertig und kann mit doppelseitiger Klebefolie an der Fußsohle und mit Klebevlies am Fuß fixiert werden. Die doppelte Krümmung, die durch das Abrollen in der genormten Krümmung entsteht, ermöglicht dem Patienten das Abrollen beim Gehen. Die Sohlenversteifung durch die Glasfaserplatte hat mehrere positive Effekte. Primär wird eine Ruhigstellung der Grundgelenkreihe des Fußes erreicht. Bei gelenknahen Wunden sorgt dies für Ruhe in der Wundumgebung und verhindert Druckspitzen beim Anheben der Ferse. Außerdem wird verhindert, dass der Fuß beim Abrollen nach vorne rutscht. „Mit der Fiberglas-Sohlenversteifung wird die Filz-Distanzpolsterung sozusagen zum selbstgemachten diabetischen Fußbett“ (DAF, Abb. 4), erklärte Dr. Engels.

Wer sich für die FiF!-Sohle interessiert, erhält HIER » weitere Informationen zur Erstellung und Bezugsquellen für die Materialien 

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