
© Auch in schweren Zeiten den Kurs halten und das Ziel nicht aus den Augen verlieren: Claudia und Andreas Schwarzkopf bei Ihrer Begrüßung zum ersten hybriden ICW-Süd/ HWX-Kongress in Veitshöchheim.
zusammengefasst von Dr. Barbara Springer und Alexandra Becker
Hygienekongress, Wundkongress, Visionen
Dieser Kongress ist ein seit über 20 Jahren bekannter Hygienekongress, zunächst als Bad Kissinger Akademiekongress und neben dem Deutschen Wundkongress in Bremen der Wundkongress der Initiative Chronischer Wunden im Süden. H steht für Hygienemanagement,
W steht für Wundversorgung und das X steht 2021 für „Visionen“.
In seiner Begrüßung freuten sich die Veranstalter Claudia und Andreas Schwarzkopf, dass es trotz diverser Hürden gelungen war, die Veranstaltung mit angemessenem Hygiene- und Abstandskonzept als Hybridkongress in Veitshöchheim durchführen zu können, nachdem die Festung Marienberg aufgrund von Renovierungsarbeiten dort nicht zur Verfügung steht.
So waren an den drei Tagen rund 850 Teilnehmer in Präsenz und an den Bildschirmen dabei. Die Bandbreite der Vorträge war wie immer groß - nachfolgend haben wir einige Themen herausgegriffen.
Themenbereich Wunde
HKP-Richtlinie 2020 – Änderungen für die ambulante Wundversorgung
Seit dem 01.10.2020 gelten bundesweit neue Richtlinien in der häuslichen Krankenpflege (HKP), d. h. der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat den Leistungsumfang für die Wundversorgung durch Pflegedienste neu geregelt.
Inga Hoffmann-Tischner aus Köln, selbst Inhaberin eines Wundsiegel-zertifizierten Pflegerisch geführten Wundcentrums in Aachen, erläuterte die Richtlinie und noch ungelöste Fragen.
Die Neuregelung betrifft zum einen personelle Voraussetzungen: Wer darf die Wunden nun im Pflegedienst mit welcher Qualifikation verbinden? Aber auch: Was muss im Rahmen dieser Leistung alles mit erbracht werden? Also zusätzlich zum Verbandwechsel! Hier nimmt z. B. die Edukation einen großen Stellenwert ein, aber auch die Anforderungen der Wunddokumentation wurden klar geregelt. Zudem ist in der Richtlinie von der Spezialisierung der Leistungserbringer (Pflegedienste) die Rede.
Problematisch sieht sie die Einführung einer neuen rechtlich verbindlichen Definition, in denen neben den Angaben zu akuten und chronischen Wunden, noch eine neue Wundart, nämlich die „schwerheilende“ Wunde, eingeführt wurde.
Es gibt keine Definition, was diese genau ist, und außerdem wurde sie nicht auf das Muster 12 (das notwendige Verordnungsformular zur Abrechnung mit den Kostenträgern, sprich Krankenkassen) als Ankreuzoption mit aufzunehmen.
Erfreulich an der neuen Richtlinie ist aber die Verbesserung in der Vergütung. Zwar ist die Vergütung der HKP mit den Kostenträgern auf Länderebene geregelt, aber die Richtline sagt aus, dass die Wundversorgung von schwerheilenden/chronischen Wunden parallel zu anderen Leistungen abgerechnet werden kann.
Aus der Sicht der Rednerin hätte die HKP-Richtlinie noch den Aspekt der Substitution mit aufnehmen sollen. Dies fordert auch der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus in der Ärztezeitung im Mai diesen Jahres und kritisiert mangelnde Wertschätzung, Ressourcenverschwendung und Demotivation von Pflegenden, wenn deren Kompetenzen nicht adäquat genutzt und gefördert werden.
Neue Arten der Wissensvermittlung in der Wundversorgung
Anhand des Stufenmodells zum Kompetenzerwerb in der Pflege zeigte Astrid Probst aus Reutlingen auf, wie man sich vom Neuling (nach Beendigung der Ausbildung) bis zum Pflegeexperten (B. A., M. Sc. oder PhD) weiterentwickelt. Die Aneignung der Pflegekompetenzen erfolgt dabei in Kombination von Berufserfahrung und Fortbildungen/Weiterbildungen.
Die bekanntesten Modelle zur Wissensvermittlung in der Wundversorgung sind Besuche von Kongressen und Ganztagesfortbildungen (z. B. Rezertifizierungsveranstaltungen in Präsenz oder Online). Eine weitere Option der Aneignung neuer Erkenntnisse ist das Lesen von Fachzeitschriften, wie dem Journal of Wound Care oder WUNDmanagement.
Im Moment werden auf unterschiedlichen Kontinenten sogenannte High-fidelity-Simulationen (HFS) auch zur Wissensvermittlung in der Pflege verwendet. Dies ist eine neue Art, um Wissen ebenfalls in der Wundversorgung vermitteln zu können. Virtuelle Patienten und Augmented Learning sind ebenfalls neue Arten der Wissensvermittlung.
Verbandmittel - Neue Möglichkeiten und Alternativen
Zu diesem Thema referierte Martin Motzkus aus Mühlheim. In Deutschland leben ca. 1,1 Millionen Menschen mit chronischen Wunden. 80 % von ihnen werden nach traditionellen, zum Teil sind, wollen verantwortungsvoll handeln.
Es sei auch wichtig, dem Patienten klarzumachen, dass es ja selbst eigentlich der Experte für seine Krankheit und seinen Körper ist.
Am Schluss warb Frau Gerber noch für das Ausfüllen eines Fragebodens der ICW-Arbeitsgruppe Wunde und Psyche. Dieser Fragebogen ist auf der ICW-Homepage (Startseite) zu finden.
Themenbereich Hygiene
Rezeptoren ... Unsere Gene, die Erreger und Impfungen
PD Dr. Andreas Schwarzkopf erläuterte in seinem Vortrag, wie Gene direkt oder indirekt die Immunabwehr beeinflussen können. So entscheidet das Vorhandensein oder Fehlen bestimmter Rezeptoren, in welche Zellen die Viren eindringen können und ob überhaupt eine Infektion stattfinden kann. Die Rezeptorverteilung schwankt stark innerhalb der Allgemeinbevölkerung. Immer mehr Erreger werden gefunden, deren Pathogenität mit auf dem Humangenom verankert ist. Im Fall von Influenza sind bestimmte Gene (GATA2, IRF7, IRF9 und TLR3) für eine erhöhte Disposition für Komplikationen (Pneumonie) verantwortlich.
Coronaausbrüche … Beitrag der Lüftung?
Die Bedeutung der Lüftung bei SARS-CoV-2-bedingten Ausbrüchen war Thema des Vortrags von Prof. Dr. Martin Exner, Bonn. Er beschrieb mehrere Explosivausbrüche, d. h. Ausbrüche mit einer hohen Anzahl gleichzeitig auftretender SARS-CoV-2-Infektionen. Die Untersuchung dieser Ausbrüche ermöglichte Rückschlüsse auf die Bedeutung unterschiedlicher Übertragungswege. Es zeigte sich, dass neben der Luftübertragung und Raumluft-technischen Systemen auch Kurzschlussverbindungen zwischen Fortluft und angesaugter Zuluft und Verdriftungen wichtige Risikofaktoren darstellen. Im Falle des Explosivausbruchs im Zerlegebereich eines fleischverarbeitenden Betriebes erwiesen sich die niedrige Temperatur und Umluftzirkulation bei gleichzeitig starker körperlicher Arbeit als besonders kritisch. Erfolgreiche Maßnahmen waren dort u. a. die Optimierung der Lüftungstechnik durch Erhöhung des Anteils an Hepa13-gefilterter Luft, Einlassuntersuchung, Abstandswahrung und Tragen chirurgischer Masken.
Neue DIN-Reinigung: was bedeutet das?
Friedmann Schubert, Murnau, stellte anschließend die neue DIN Reinigung vor, die erstmals einheitliche Standards für die Reinigung im Krankenhaus und anderen medizinischen Einrichtungen festlegt. Die Umsetzung ist rechtlich im Paragraph 23 - Infektionsschutzgesetz (IfSG) gefordert.
Der Entwurf DIN 13063, der im Internet heruntergeladen werden kann, macht u.a. Vorgaben zu den Anforderungen an die Auftraggeber, an die personelle Ausstattung und Struktur sowie Sachkenntnisse des Personals, an die materielle Ausstattung, zu Verfahren zur Reinigung und desinfizierenden Reinigung und Prüf- und Messmethoden (ATP-Test) zur Kontrolle der Reinigung.
Die Ermittlung und Beurteilung von realistischen Leistungswerten sei sehr schwierig und kontrovers diskutiert. Eine Studie wurde in Auftrag gegeben, um diese wissenschaftlich zu prüfen.
Desinfektion 5.0: von Robotern und Desi Duo
Im nächsten Vortrag ging PD Dr. Andreas Schwarzkopf auf alternative Desinfektionsverfahren ein, wie das Vernebeln von H2O2, die Desinfektion von Wasser, Abwasser und Räumen mit UV-Licht oder den Einsatz von beschichteten Flächen (Silber, Kupfer). Außerdem stellte er einen in Japan eingesetzten SARS-CoV-2-Virenschutz vor, eine Kombination aus durchsichtigem Mund-Nasen-Schutz und einer Karte, die um den Hals gehängt wird und aus der Chlordioxid zur Inaktivierung von Luftkeimen freigesetzt wird. Das Zulassungsverfahren hierfür läuft derzeit in Deutschland.
Netzwerkkraft in der Hygiene
Die Netzwerkkraft in der Hygiene war das Thema des Vortrags von Heidrun Groten-Schweitzer, Hamburg. Im Zoom-Meeting wurden den Teilnehmenden Fragen gestellt, die sie im Chat beantworten konnten. Anschließend wurden die Ergebnisse der Umfragen, z. B. zu Mitgliedschaften, Teilnahme an Netzwerken, wie Hygienezirkeln, bevorzugte Arten des Netzwerkens, etc. präsentiert. Frau Groten-Schweitzer merkte an, dass die Bereitschaft der Teilnahme an Hygienezirkeln und kleineren Netzwerken gut sei, es aber oft Ängste gebe, Informationen aus dem eigenen Haus preiszugeben. Bei der anschließenden Umfrage gaben immerhin 68 % der Teilnehmer an, dass Sie Dokumente teilen würden. Ebenfalls 68 % vertraten die Meinung, dass alle Hygienebeteiligten Fachkräfte von sowohl pflegerischer Seite als auch ärztlicher Seite an den regelmäßigen Netzwerktreffen teilnehmen sollten.
Hygiene in der Altenpflege
Markus Eisen, Dinkelsbühl, betonte die Bedeutung eines funktionierendes Hygienemanagements in Senioren-, Alten und Pflegeeinrichtungen. Verantwortlich hierfür seien betriebsintern die Einrichtungsleitung, Pflegedienstleitung, Hygienebeauftragte, Hauswirtschaftsleitung, Küchenleitung und externe Personen (Hygienefachkräfte, Betriebsmediziner, Mitarbeiter von Heimaufsicht und des Gesundheitsamts).
Ein gut funktionierendes und strukturiertes Hygienemanagement spare der Einrichtung dauerhaft Kosten, davon müsse insbesondere die Führungsebene überzeugt werden, z. B. indem man mögliche Kosten bei Personalausfall mit Zahlen belegt. Weiterhin sei auch ein gutes Kontrollsystem (hauseigenes Qualitätsmanagement-System) wichtig.
Ines Liebig, Walkenried, die im Laufe der Pandemie als externe Hygienefachkraft 68 unterschiedliche Einrichtungen bei der Umsetzung von Hygienekonzepten unterstützt hat, berichtete über ihre Erfahrungen. Sie stellte die Geschichte aus der Sicht eines Altenheimbewohners in der sozialen Isolation vor, sprach über die Sorgen von Angehörigen und über die Ängste der Pflegedienstleitung, bei täglich neuen Anforderungen alles richtig zu machen.
Telefon- und Videokonferenzen können Berührungen nicht ersetzen; Sterbende müssen nicht geschützt werden, sie möchten nur noch Abschied nehmen. Hier müsse sich die Gesellschaft fragen, wie sie mit älteren Menschen in einer Pandemie in Zukunft umgehen möchte und ob man diese weiterhin auch gegen ihren Willen um jeden Preis „schützen“ und „wegsperren“ will.
Epidemien in der Geschichte
Einen Einblick in die Geschichte klassischer Seuchen, wie Pocken, Pest, Cholera, Lepra und Tuberkulose gab PD Dr. Dr. Friedrich von Rheinbaben, Schwerin. Die Angst vor Epidemien und deren Folgen gründet auf uralten und bedrückenden Menschheitserfahrungen, die unser Verhalten bis in die Gegenwart bestimmen, so von Rheinbaben. Er zeigte anhand verschiedener Beispiele, wie diese Angst oft auch zu falschen oder unangemessenen Reaktionen führen kann. So wurde z. B. am Bodensee die gesamte Uferpromenade desinfiziert, nachdem bei einer Tafelente das Vogelgrippevirus nachgewiesen wurde.
Nach jeder Epidemie, wie auch der aktuellen, sei eine offene, sachliche und schonungslose Analyse nötig, um daraus Lehren für eine adäquate Bekämpfung zukünftiger Seuchen zu schließen.
KRINKO Anforderung der Hygiene an abwasserführende Systeme in medizinischen Einrichtungen – Vision sicheres Wasser und Abwasser
Abwässer aus medizinischen Einrichtungen werden der kommunalen Abwasserreinigung zugeführt und nicht anders behandelt als Abwässer aus privaten Haushalten. Heute weiß man, dass abwasserführende Systeme ein Reservoir für fakultativ pathogene Erreger darstellen und z. T. für jahrelange persistierende Ausbrüche in Gesundheitseinrichtungen verantwortlich sind.
PD Dr. Andreas Schwarzkopf stellte in seinem Vortrag die KRINKO-Empfehlung zu „Anforderungen der Hygiene an abwasserführende Systeme in medizinischen Einrichtungen“ vor, die im März 2020 veröffentlicht wurde.
Neben speziellen Hygieneanforderungen für die abwasserführenden Systeme werden im Anhang Beispiele für Präventionsmaßnahmen in verschiedenen Regelungs- und Risikobereichen gegeben. Empfohlen wird u. a. bei Neubauten oder Sanierungen auf aerosolarme Sanitärobjekte zu achten und Intensivzimmer ohne Waschbecken zu planen. Außerdem sollte ein Wassersicherheitsplan erstellt werden, in dem Spülungen zur Stagnationsprävention festgelegt werden, ein Spülplan für Bodengullys soll die Vermehrung von Schmetterlingsmücken verhindern.
Hygiene-Sprechstunde
Prof. Dr. Lutz Jatzwauk, Dresden, ging bei seinem Vortrag über persönliche Schutzmaßnahmen in der SARS-CoV-2-Pandemie u.a. auf die Wirksamkeit des Mund-Nasenschutzes ein. Trotz Nutzung sog. FFP2-Masken (KN95-Masken) sei es in Deutschland zu COVID-19-Infektionen gekommen, da Masken oft nicht dicht sitzen. In anderen Ländern gibt es für alle Mitarbeiter des Gesundheitswesens eine Pflicht zur Durchführung eines Dichtigkeitstests (Fit-Test) vor der erstmaligen Nutzung einer FFP2-Maske. „Qualitative Fit-Tests“ (Geschmack Test) können sind aber auch in Deutschland erhältlich. Eine FFP2-Maske, die sich im Fit-Test als dicht erweist, führt zu einem deutlichen Atemwiderstand und verursacht meist nach einstündigem Tragen Kopfschmerzen. In Dresden hat man daher für die ITS stattdessen Schutzhelme angeschafft, bei denen sterilfiltrierte Luft über einen Schlauch unter den Helm geblasen wird.
Kinder in der Pandemie
Prof. Dr. Hans-Iko Huppertz, Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ), sprach über die Folgen der Coronapandemie für Kinder. Die Erkrankung COVID-19 verläuft bei Kindern meist asymptomatisch oder sehr milde; nur sehr selten kommt es zum pädiatrischen inflammatorischen Multisystem-Syndrom oder Long-COVID-ähnlichen Krankheitsverläufen. Die Schließung von Schulungen und Kitas habe dagegen dramatische Beeinträchtigung des Wohlbefindens der Kinder zur Folge und führe u. a. zu Bildungs- Sozialisations- und Integrationsdefiziten, zur Zunahme von Adipositas und zu psychischen Problemen. Zudem verliere ein Kind mit jedem 1/3 eines Schuljahres, das ausfällt, 3–4 % seines Lebenszeiterwerbseinkommens.
Mittlerweile sei klar, dass die Verbreitung von SARS in Schulen und Kitas durch Hygienemaßnahmen und Impfung von Lehrern/Erziehern zu verhindern sei. Es gebe keinen Beleg dafür, dass Kinder oder Einrichtungen zur Überlastung des Gesundheitssystems oder Infektionen vulnerabler Gruppen beitragen.
Motivationserhalt in der Pandemie … Ursachen und Lösungsansätze
Wie kann die Motivation in der Pandemie aufrechterhalten werden – mit dieser Frage beschäftigte sich Eva Scheefer, Dinkelsbühl. Die Pflegenden stehen in der Pandemie unter physischen und psychischen Extrembelastungen. Besonders wichtig für das Personal sei es, dass die Hygiene immer erreichbar und ansprechbar ist – auch für die nichtmedizinischen Berufsgruppen und auch am Wochenende –, dass Druck und Stress nicht an Mitarbeiter ausgelassen werden und Hygieneteams in Extremsituationen auch einmal praktisch mit anpacken. Außerdem müsse immer auf eine offene und wertschätzende Kommunikation sowie eine positive Arbeitsatmosphäre geachtet werden. In Dinkelbühl sei es gelungen, dass sich die Beschäftigte gut aufgehoben und sicher fühlen. „Weg reden“ könne man Belastungen nicht, aber das Wissen darum, dass Vorgesetzte und das Hygieneteam das Problem wahrnehmen und ernsthaft behandeln, funktioniere als Stresspuffer, so Scheefer.
Hygiene in der Wundversorgung – was gibt es Neues?
Im letzten Vortrag des Kongresses am Freitag stellte PD Dr. Andreas Schwarzkopf neue Vorschriften und Gesetze zu hygienischen Aspekten bei der Wundversorgung zusammen. Wobei vieles gar nicht neu ist, aber doch immer wieder nachgefragt wird.
So spannte er den Bogen von der Namensgebung bei den Enterobakteriazeen zu „Enterobacterales“ über die Wiederaufnahme der Klassifikation "intermediär" in der KRINKO-Empfehlung in Bezug auf die MRGN-Klassifikation vom 1.3.2019 oder betonte noch einmal die Relevanz der 0,2 um Filtration von Leitungswasser – wenn überhaupt noch genutzt – vor Nutzung als Wundspüllösung.
Ein weiteres Thema war der hygienisch korrekte Verbandwechsel zu dem es leider keine Rechtsgrundlage für den ganzen Verbandwechsel gibt. Für einzelne Aspekte (Händehygiene, Handschuhnutzung, Abfallbehälter etc. Gibt es jedoch Vorschriften, die man sich dann sozusagen selbst zusammenstellen muss.
Themenbereich Visionen
Pathways für die Pflege
Die Amputationszahlen beim DFS stagnieren bisher auf hohem Niveau.
Um schnell reagieren zu können und damit Amputationen zu verhindern, müssen Patienten frühzeitig zum Arzt, am besten in eine Fußambulanz, kommen. Ein Behandlungspfad hilft allen, sich schnell und richtig zu entscheiden. Im Vortrag wurde der Nutzen des Fast-Track-Behandlungspfades für Pflegefachkräfte und Medizinische Fachangestellte von Dr. Arthur Grünerbel aus München erläutert.
Diagnostik lokaler Wundinfektionen
Prof. Joachim Dissemond aus Essen erläuterte, dass die Nomenklatur derzeit nicht einheitlich verwendet wird. Scores sind einfach anzuwendende Instrumente für die objektive Wunddiagnostik im klinischen Alltag. Der TILI-Score dient der Diagnostik lokaler Wundinfektionen, der W.A.R. E.-Score der Diagnostik infektionsgefährdeter Wunden. Wundantiseptik sollte auf der Basis (objektiver) Diagnostik gezielt und zeitlich begrenzt eingesetzt werden.
Wundsprechstunde 2040
Norbert Kolbig aus Düsseldorf entführte in die technischen Möglichkeiten der Zukunft. 2040 seien wir dann endlich in der Gesundheitsgesellschaft angekommen. Prävention spielt eine wichtige Rolle in der Bevölkerung. Sensorik und Informationstechnologie liefern den verschiedenen Professionen, die an der Wundbehandlung beteiligt sind, eine große Datenmenge, die dann mit Hilfe von Expertensystemen zu einer maßgeschneiderten Wundtherapie führen wird. Moderner Hautersatz, aus der Tube oder dem 3-D-Drucker sorgt für eine schnellere Wundheilung bzw. -verschluss.
Covid und Psyche
Claudia Schwarzkopf befragte zwei Pflegekräfte zu ihren Erfahrungen mit der Erkrankung, der Reaktion der Kollegen darauf und den gleichzeitigen Herausforderungen des Homeschoolings und stellte die Aussagen in ihrem Vortrag vor. Ebenfalls Thema war der Umgang mit Verstorbenen in der Pandemie. Es wurde zu einem würdigen Umgang mit Verstorbenen aufgerufen, da Tod und Geburt wichtige Übergänge sind und auch für Angehörige der Abschied von den Lieben von großer Bedeutung ist. Bei den Umfragen äußerten die Teilnehmer, dass die ständig wechselnden Vorschriften und die mangelnde Würdigung der eigenen Fachkompetenz am belastendsten sind. Der Kongress trage dazu bei, sich selbst zu reflektieren und die Selbstsicherheit zu stärken.
Psychovirologie
Prof. Angelika Buske-Kirschbaum aus Dresden zeigte anhand von wissenschaftlichen Studien auf, dass die Pandemie alle Spezifika eines toxischen Stresses aufweist. Das sind: Unkontrollierbarkeit, Unvorhersagbarkeit, Antizipation negativer Konsequenzen, Chronizität und Eliminierung protektiver Faktoren wie soziale Unterstützung, Sport und Work-Life-Balance. Das wirkt sich negativ auf die antivirale Immunität und Effizienz antiviraler Vakzine aus. Symptomatik und Krankheitsverlauf können verschlechtert werden.
Helfen kann es, durch ein Leben im Hier und Jetzt der Pandemie die Chronizität zu nehmen, soziale Unterstützung gewährleisten anstatt in Einsamkeit zu leben. Gesunder Life-Style steigert unser „Humankapital“, erhöht die Wahrnehmung von Selbstwert und Selbstwirksamkeit und fördert die seelische und körperliche Gesundheit.
Ausblick
Der nächste Kongress findet vom 28. – 30. Juni 2022 wieder in Veitshöchheim statt. Das Hybrid-Format hat sich bewährt, wir hoffen dennoch auf mehr Begegnungen vor Ort.
Das X-Thema wird dann „One Health“ lauten. Einflüsse von Ernährung, Umweltaspekte in Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen und gemeinsam den neuen Herausforderungen entgegengehen, das steht im Mittelpunkt des nächsten Kongresses.