Nachgefragt: Was macht denn nun eine Podologin/ein Podologe eigentlich?

© Kim Geerdes

© Kim Geerdes


Kim Geerdens ist 31 Jahre alt und bereits seit 2015 Podologin, seit 2018 in eigener Praxis. Im Erstberuf war sie als Altenpflegerin tätig und absolvierte ihre Ausbildung zur Podologin von 2012 bis 2015. Aktuell befindet sie sich in einer Fortbildung zur Wundexpertin (ICW). Wir haben sie gefragt: Wie sieht die Arbeit einer Podologin aus?

 

WUND_: Liebe Frau Geerdens, bitte ergänzen Sie: Podologie ist für mich….

K. Geerdes: Das frühzeitige Erkennen und vorbeugen und krankhaften Veränderungen am Fuß.

WUND_: Was sind denn eigentlich Aufgaben der Podologie?

K. Geerdes: Wir behandeln weitestgehend Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, neurologischen Erkrankungen anderer Genese und Menschen mit Querschnitt, die nicht mehr in der Lage sind, sich um ihre Füße zu kümmern. Dazu gehören natürlich die Anamnese, Erhebung eines Befundes und schließlich die podologische Komplexbehandlung.
Schon wenn der jemand in Praxis kommt, bemerke ich schon einiges: Das Gangbild, die Verwendung von Hilfsmitteln und welche Art von Schuhen getragen werden. Natürlich schaue ich mir auch das Hautbild, den Zustand der Nägel, Veränderungen aller Art, die Beweglichkeit und auch die Blutversorgung (Tasten der Pulse) genauer an.
Auch neurologische Untersuchungen zur Sensorik, wie Stimmgabeltest, Tipterm-Sonde und Nylon-Filament gehören zu unserem Repertoire. Die anschließende Behandlung umfasst das Kürzen der Nägel, Entfernen von Hyperkeratosen sowie die Pflege der Haut und die Beratung unserer Patienten. Mir ist es wichtig, immer ein offenes Ohr für meine Patienten zu haben und sie über alles zu informieren, was mir wichtig erscheint.


WUND_: Wenn ich mir etwas wünschen dürfte in Bezug auf die Versorgungssituation von Menschen mit chronischen Wunden wäre es …

K. Geerdes: Ich erlebe es oft, dass Menschen mit chronischen Wunden nicht richtig wahrgenommen werden. Einige Ärzte arbeiten am liebsten ihr eigenes Konzept ab, anstatt uns als Spezialisten hinzuzuziehen. Hier halte ich eine bessere Vernetzung und Kommunikation unter den Berufsgruppen für sehr wichtig.


WUND_: Ich mag meinen Beruf, weil…

K. Geerdes: … ich das Arbeiten mit vielen verschiedenen Menschen und Persönlichkeiten sowie deren individuelle Geschichten liebe.


WUND_: Stoßen Sie schon mal an Grenzen bei der Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen? 

K. Geerdes: Nicht direkt, aber viele kennen unseren Beruf nicht gut, weil es uns auch noch nicht so lange gibt. Aber das ist in den letzten Jahren besser geworden ich habe den Eindruck, dass man uns Respekt für unsere Arbeit entgegenbringt.


WUND_: Wie erleben Sie interprofessionelle Zusammenarbeit?

Ich habe meine Praxis auf dem Land und habe mich von Anfang an bemüht, den Kontakt zu Ärzten, Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten herzustellen. Dadurch habe ich kurze Dienstwege und kann Kritik direkt entgegennehmen und mich dazu äußern. Interprofessionelle Zusammenarbeit klappt bei mir gut.

WUND_: Kommt Ihnen ein Fall in den Sinn, in dem Sie als Podologin die entscheidende Rolle gespielt haben?

K. Geerdes: Oh ja, da könnte ich Ihnen so einiges erzählen, aber ein Fall ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben. Bei einer älteren Dame stellte ich eine fortschreitende livide Verfärbung der Zehen fest. Erst auf meinen Rat ging sie damit zum Arzt, der eine akute Durchblutungsstörung sowie eine dringend behandlungsbedürftige Herzerkrankung feststellte. Bisher waren ihre Beschwerden eher als Lappalie abgetan worden, nun fühlte sie sich zu Recht ernst genommen. Heute geht es ihr wieder gut, sie ist sehr dankbar und ich bekam einen riesigen Strauß Blumen. Solche Erlebnisse bestärken mich sehr darin, den richtigen Beruf gewählt zu haben. Man sieht auch, dass Patienten uns Podologen manchmal mehr erzählen als ihren Ärzten, wie wir aber auch mehr Zeit haben, Ihnen zuzuhören.

WUND_: Liebe Frau Geerdens, vielen Dank für das Gespräch!


Das Interview führte Martin Motzkus.

 

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