Rauchfrei bei PAVK: Wie Motivation und Beratung beim Rauchstopp helfen

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Martin Motzkus
 

Mit den Lastern ist das so eine Sache. Ein Leben ohne, sagen wir mal, nicht gerade gesundheitsfördernde Gewohnheiten ist wohl selten. Schon Paracelsus sagte: „Die Dosis allein macht das Gift“ (lat. Dosis sola facit venenum). Deshalb ist ein Leben mit wenigen gesundheitsschädlichen und vielen gesundheitsförderlichen Aktivitäten erstrebenswert.

 
Gesundheitsverhalten in Deutschland

Eine Studie des Robert Koch-Instituts (GEDA 2019/2020-EHISv) zeigt, dass sich das Gesundheitsverhalten der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland in den letzten Jahren leicht verändert hat [1]. Dazu wurden zwischen April 2019 und September 2020 insgesamt 23.001 Personen ab 15 Jahren zu ihrer Gesundheit und ihrer Lebenssituation befragt.

Die Ergebnisse sind repräsentativ für die in Deutschland lebende Wohnbevölkerung ab 15 Jahren. Bei der körperlichen Aktivität erreichten nur 42,6 % der Frauen und 48,0 % der Männer die WHO-Empfehlung von mindestens 150 Minuten pro Woche, was einen Rückgang gegenüber 2014/2015 bedeutet. Der tägliche Verzehr von Obst und Gemüse ist ebenfalls zurückgegangen, wobei nur 15,2 % der Frauen und 10,2 % der Männer täglich Obst und Gemüse verzehrten, verglichen mit höheren Zahlen in 2014/2015. 2019/2020 rauchten 24,0 % der Frauen und 33,9 % der Männer, was einen leichten Rückgang gegenüber 2014/2015 darstellt, als 26,9 % der Frauen und 34,8 % der Männer rauchten.

Rauchen und Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Ein besonders wichtiger Aspekt des Rauchens ist seine Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Etwa 50 % der Fälle von pAVK sind auf das Rauchen zurückzuführen. Rauchen fördert die Atherosklerose, die Hauptursache der pAVK, und erhöht das Risiko perioperativer und postoperativer Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen [2].

Motivation zur Rauchentwöhnung „Rauchfrei im Mai“

Daher ist es entscheidend, dass Menschen mit pAVK motiviert werden, mit dem Rauchen aufzuhören, um ihre Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern. Da kommen wir, also Ihr und ich ins Spiel. Denn eine besondere Gelegenheit, mit dem Rauchen aufzuhören, bietet die jährliche, bundesweite Aktion „Rauchfrei im Mai”. Diese Initiative ermutigt Raucherinnen und Raucher, im Mai gemeinsam den Schritt in eine rauchfreie Zukunft zu gehen. Teilnehmende erhalten ab dem 1. Mai täglich Motivation und Unterstützung, um den Rauchstopp erfolgreich zu meistern. Zusätzlich gibt es attraktive Preise zu gewinnen, darunter bis zu 1.000 Euro. Übrigens sucht diese Initiative jährlich nach neuen Lotsen. Wenn Ihr also bereits erfolgreich mit dem Rauchen aufgehört habt und gerne andere Menschen motiviert, seid ihr hier sehr willkommen.

Hier sind die Top 5 Vorteile des Rauchstopps:

  1. Verbesserte Gesundheit: Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs und andere Krebsarten wird deutlich reduziert .
  2. Erhöhte Fitness und Leistungsfähigkeit: Raucher haben oft eine schlechtere Kondition. Nach dem Rauchstopp verbessert sich die körperliche Leistungsfähigkeit und das Immunsystem.
  3. Finanzielle Einsparungen: Rauchen ist teuer. Durch den Rauchstopp können erhebliche Kosten eingespart werden.
  4. Besseres Aussehen: Die Haut wird rosiger, Verfärbungen an Zähnen und Nägeln gehen zurück, und man riecht für andere besser.
  5. Verbesserter Geruchs- und Geschmackssinn: Die Rezeptoren für Geruch und Geschmack regenerieren sich, was zu einem intensiveren Sinneserlebnis führt.

 

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Motivationshilfen zum Rauchstopp

Solltet Ihr also mit einem Raucher auf das Thema kommen, ist zunächst ein entscheidender Faktor für den Erfolg, dass der Betroffene selbst den Wunsch äußert, mit dem Rauchen aufzuhören (intrinsische Motivation).

Der Autor kann als ehemaliger Raucher (> 20 Jahre rauchfrei) zumindest aus eigener Erfahrung berichten, dass gut gemeinte Ratschläge von außen hier selten einen positiven Effekt haben. Falls aber vom Betroffenen der Wunsch nach Beratung geäußert wird, kommt einem sensiblen, aber zielorientierten Herangehen eine große Bedeutung zu.

Zu empfehlen ist die motivierende Gesprächsführung. Dies ist eine bewährte Technik, die wir nutzen können, um Menschen beim Rauchstopp zu unterstützen. Die Methode wurde von den Psychologen William Miller und Stephen Rollnick entwickelt und zielt darauf ab, die intrinsische Motivation der Betroffenen zu stärken und ihnen zu helfen, ihr Verhalten aus eigenem Antrieb zu ändern.

Die Technik der motivierenden Gesprächsführung basiert auf vier zentralen Prozessen:

  1. Beziehungsaufbau: Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Berater und Klient ist die Grundlage für erfolgreiche Verhaltensänderungen. Dies beinhaltet aktives Zuhören und Empathie.
  2. Fokussierung: Gemeinsam wird ein spezifisches Thema, wie der Rauchstopp, identifiziert und fokussiert.
  3. Evokation: Die Gründe und Motivationen des Klienten für eine Verhaltensänderung werden herausgearbeitet und verstärkt.
  4. Planung: Konkrete Schritte und Ziele für die Umsetzung der Verhaltensänderung werden gemeinsam geplant und festgehalten. 

Wichtige Techniken innerhalb der motivierenden Gesprächsführung umfassen:

  • Offene Fragen: Diese fördern das Nachdenken und die Selbstreflexion des Klienten.
  • Affirmationen: Positive Verstärkungen, die das Selbstwertgefühl des Klienten steigern.
  • Reflexionen: Wiederholungen oder Paraphrasierungen der Aussagen des Klienten, um Verständnis zu zeigen und tiefergehende Gespräche zu fördern.
  • Zusammenfassungen: Regelmäßige Zusammenfassungen des Gesprächs, um Klarheit und Fokus zu bewahren.


Ein Handout zur motivierenden Gesprächsführung kann hier heruntergeladen werden.

Fazit

Wie man sieht, bedarf die Beratung einiger Vorbereitung und Übung, um erfolgreich zu sein. Natürlich funktioniert die Technik der Motivierenden Gesprächsführung auch dann, wenn andere Ziele unserer Patienten im Vordergrund stehen. Es ist sinnvoll, nicht alle gesundheitsfördernden Themen gleichzeitig anzusprechen. Stattdessen sollte das für den Patienten wichtigste und gleichzeitig realistischste Ziel gemeinsam angegangen werden. Das kann motivieren und gleichzeitig helfen, neue Ziele zu finden.

Dieser Prozess ist aber keine Einbahnstraße. Auch Rückschläge können gemeinsam besprochen, Hindernisse erkannt und beseitigt werden. Gerade beim Rauchen sollte klar sein, dass es sich um eine Sucht handelt, die nie aufhört. Das Verlangen nach der nächsten Zigarette lässt jedoch mit der Zeit nach. Entscheidend ist, die sprichwörtliche Leere, die durch das Nichtrauchen entsteht, sinnvoll zu füllen. Es bringt nichts, die Pausen weiterhin mit rauchenden Kollegen oder Freunden zu verbringen. Auslöser müssen erkannt und gemieden werden. Ex-Raucher sollten sich auch regelmäßig für ihr positives Verhalten loben oder sogar belohnen (z.B. sich von dem gesparten Geld etwas gönnen).

Wir wünschen allen, die es schaffen wollen, viel Erfolg und ihren Motivatoren genügend Feingefühl und Geduld bei der Begleitung auf diesem Weg.

 
Referenzen

  1. Allen J, Born S, Damerow S, Kuhnert R, Lemcke J, Müller A, Weihrauch T, Wetzstein M: Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS) – Hintergrund und Methodik. Journal of Health Monitoring 2021 6(3). DOI 10.25646/8558. Robert Koch-Institut, Berlin.
  2. Kröger K, Scheliga S, Derissen M, Habek U, Böhner H: Raucherentwöhnung bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit. GEfässchirurgie 2023; 28:533–543.

 

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