Veranstaltungsrückblick: Klimawandel und Gesundheit – Wenn Hitze zum Risiko wird

© iStock.com/Yuliia Husar

© iStock.com/Yuliia Husar

von Susanne Moser



Starke und langanhaltende Hitzeperioden sind und werden immer mehr zu einem veritablen gesundheitlichen Risikofaktor – sowohl für die Patienten als auch für die Beschäftigten in Gesundheitseinrichtungen. Mit dieser Herausforderung befasste sich Anfang Juli 2023 ein Symposium am Universitätsklinikum Regensburg. Die Vortragenden machten deuten, wie dringlich sich unsere Gesellschaft damit auseinandersetzen muss, wirksame Hitzeschutzstrategien zu entwickeln.


„Klimawandel und Gesundheit – wenn Hitze zum Risiko wird“ – lautete der Titel einer Hybrid-Veranstaltung des Vereins der Freunde und Förderer der Pflege (VFFP) am Universitätsklinikum Regensburg am 05.07.2023. Drei Vortragende erklärten die derzeitige Faktenlage und erste Lösungsansätze, wie man mit den Auswirkungen des Klimawandels im Gesundheits- und Pflegebereich umgehen könnte:

  • PD Dr. med. Carmen Jochem, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, gab einen allgemeinen Überblick zum Zusammenhang zwischen Klimakrise und Gesundheit.

  • Max Bürck-Gemassmer, niedergelassener Allgemeinmediziner und stellvertretender Vorsitzender von KLUG e.V. (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit) erläuterte mögliche Auswirkungen der Hitze auf die Patienten.

  • Prof. Dr. med. Edda Weimann, Professorin für Child Health und Planetary Health an der TU München sowie Professorin für Health Information Systems an der Universität Kapstadt, Südafrika, zeigte Lösungen zur Hitzebewältigung in Gesundheitseinrichtungen.



Überblick mit fünf Klimawandel-Fakten

Im ihrem Überblicksvortrag zeigte Dr. Carmen Jochum anhand von fünf Fakten, wie komplex die Herausforderungen des Klimawandels sind.

  1. Er ist real. In Deutschland nimmt die Anzahl heißer Tage mit über 30 °C und der Tropennächte mit Temperaturen über 20 °C seit den 1950er-Jahren stetig zu.

  2. Wir sind die Ursache. Mit einem Anteil von 5,2 % an den Gesamttreibhausemissionen ist auch der Gesundheitssektor Mitverursacher der Erderwärmung.

  3. Er ist gefährlich. Der Klimawandel führt unter anderem zu einer Zunahme kardiovaskulärer und respiratorischer Erkrankungen. Eine Kenngröße sind die steigende Anzahl hitzebedingter Sterbefälle.

  4. Die Fachleute sind sich einig. Der „Weltklimarat“ (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) erstellt in regelmäßigen Abständen umfassende Gutachten zum aktuellen Wissensstand über den Klimawandel.

  5. Wir können noch etwas tun. In seinem jüngsten Gutachten „Gesund leben auf einer gesunden Erde“ beschreibt des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) verschieden Ansätze zum Umgang mit der Klimaveränderung – darunter das Leitbild einer “Umweltsensible Gesundheitsförderung und Prävention“. Darin spielen Gesundheitsfachkräfte als Multiplikatoren eines klimasensiblen Gesundheitswesens eine Schlüsselrolle.


 

WM_nl_banner_2022-450x150yHV6j0724ZO5v

 

Hitzeschutz für vulnerable Gruppen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Der Allgemeinmediziner Max Bürck-Gemassmer bot in seinem Vortrag konkrete Empfehlungen für Hitzeperioden und ein Überblick zu den derzeitigen Hitzeschutzmaßnahmen. Seiner Meinung nach ist Deutschland noch nicht ausreichend auf die gesundheitlichen Auswirkungen der bevorstehenden Hitzewellen vorbereitet. Im Jahr 2018 lag die Bundesrepublik mit einer hitzeassoziierten Übersterblichkeit von circa 20.000 Todesfällen weltweit auf Platz 3 hinter Indien und China. Zu den besonders gefährdeten Gruppen gehören Säuglinge und Kleinkinder sowie chronisch Erkrankte und ältere Menschen. Soziale Isolation, ungünstige Wohnverhältnisse und ein städtisches Wohnumfeld können deren Gesundheitsrisiken noch erhöhen. Typische Krankheitsbilder reichen von der Exsikkose bis zum lebensbedrohlichen Hitzeschlag. Max Bürck-Gemassmer nannte ein Maßnahmenbündel vom richtigen Lüften bis zur Nachbarschaftshilfe. Eine besondere Risikokonstellation stelle sich in der häuslichen Pflege alleinstehender Menschen. Abschließend ging er auf verschiedene Hitzeschutzpläne von Kommunen wie Berlin und dem Bundesgesundheitsministerium ein. Diese Pläne machen deutlich, dass der Hitzeschutz insbesondere für vulnerable Bevölkerungsgruppen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei.


Hitzebedingte Belastungen auch beim Gesundheitspersonal

Prof. Edda Weimann stellte in ihrem Vortrag klar, dass hohe Temperaturen auch den Beschäftigten in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen zu schaffen machen. Sie sind ebenfalls von hitzebedingten Krankheitsbildern und einem Dehydratationsrisiko betroffen. Während der Hitzeperioden erschweren außerdem die gesundheitlichen Verschlechterungen der Patienten ihre Arbeit. Prof. Weimann erläuterte Maßnahmen, wie die Beschäftigten im Gesundheitswesen besser mit der Hitzesituation umgehen können – darunter ausreichende Versorgung mit Getränken, Anpassung der Bekleidung, mehr Ruhepausen sowie eine Sensibilisierung und gezielte Fortbildung zu Hitze- und Klimafragen. Darüber hinaus können die Gesundheitsberufe einen wichtigen Beitrag zur Information der Patienten über Hitzeschutzmaßnahmen leisten. Viele Gesundheitsreinrichtungen stünden jedoch erst am Anfang ihrer Hitzeschutzplanung.


Allgemeine Infos Hitzeschutzplan:



Bitte geben Sie die Zeichenfolge in das nachfolgende Textfeld ein

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Passende Artikel
NEU
WUNDmanagement (Abonnement)
Jahresabonnement 
WUNDmanagement (Abonnement)
ab 71,80 €
WUND Spezialreport „Wundheilung und Medikamente" pdf-Ausgabe
WUND Spezialreport 
WUND Spezialreport „Wundheilung und...
5,90 €
WUND Spezialreport „Images" pdf-Ausgabe
Dissemond 
WUND Spezialreport „Images" pdf-Ausgabe
3,90 € 6,90 €
TIPP!
Hygiene mit Köpfchen - damit Sie gesund und sauber durch´s Leben kommen
Klug umgehen mit Gesundheitsrisiken 
Hygiene mit Köpfchen
24,80 €
WUNDupdate 2023
WUNDupdate 2023 
WUNDupdate 2023
17,90 €
WUNDmanagement 03/2023
WM 03/2023: Scham und Ekel in der Wundversorgung 
WUNDmanagement 03/2023
17,90 €