Anfang Mai 2025 fand die Jahrestagung der Deutsche Dermatologischen Gesellschaft (DDG-Tagung 2025) statt. Dort ging es auch um neue Studiendaten aus dem Bereich der Wundversorgung – zum Beispiel zur minimalinvasive Haarfollikeltransplantation, zu Fischhaut-Transplantaten und zu neuen Bewertungskriterien des Wound-QoL-Fragebogens.
Neue Bands für eine bessere Interpretation des Wound-QoL-Fragebogens in der Praxis
Der Wound-QoL-Fragebogen hat sich als Standardinstrument zur Erfassung der Lebensqualität von Menschen mit chronischen Wunden etabliert. Um eine schnelle und valide Interpretation der Ergebnisse insbesondere für die klinische Praxis zu ermöglichen, entwickelten Augustin et al. datenbasierte Schwellenwerte (Bands) für den Wound-QoL.
In einer europaweiten Untersuchung beantworteten 305 Patientinnen und Patienten mit chronischen Wunden den Wound-QoL-17 sowie eine globale Ankerfrage zur Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität durch die Wunde. Dabei handelte es sich zu 49,2 % um Menschen mit Ulcus cruris, zu 23,9 % um das diabetische Fußsyndrom und zu 19,3 % um sonstige Wunden einschließlich Dekubitus.
Zur Entwicklung der Bands wurden zunächst Korrelationen zwischen der Globalfrage und den beiden Wound-QoL-Versionen sowie verschiedene statistische Kenngrößen berechnet.. Hieraus wurden verschiedene Bands-Versionen entwickelt und jeweils deren Übereinstimmung berechnet.
Daraus ermittelten die Studienautorinnen und -autoren die folgende Einteilung der Summenwerte für den Wound-QoL-17 (bzw. Wound-QoL-14):
- 0–4 (0–3): gar nicht/kaum beeinträchtigt
- 5–17 (4–14): etwas beeinträchtigt
- 18–34 (15–28): mittelmäßig beeinträchtigt
- 35–51 (29–42): ziemlich beeinträchtigt
- 52–68 (43–56): sehr beeinträchtigt
Fallserie 1: Haarfollikeltransplantation als minimalinvasive Behandlungsoption für chronisch nicht heilende Wunden
Zur Behandlung chronischer schwer heilender Wunden wird häufig auf chirurgische Defektdeckungen wie Spalt- oder Vollhauttransplantationen zurückgegriffen, die jedoch mit Nachteilen einhergehen.
Bei der DDG-Tagung 2025 stellten Steinkusch et al. die Haarfollikeltransplantation als eine mögliche Alternative vor. Diese minimalinvasive Methode könnte sich beispielsweise für Erkrankungen wie Pyoderma gangraenosum eignen, bei denen ein kutanes Trauma zu einer Verschlechterung des Befundes führen kann.
Steinkusch et al. präsentierten eine Fallserie mit drei Patienten mit chronisch nicht heilenden Wunden unterschiedlicher Ätiologie, die sie mit einer Haarfollikeltransplantation behandelten. Die Durchführung des Eingriffs folgt einem standardisierten Ablauf:
- Die Entnahme der Haarfollikel erfolgte typischerweise im Occipitalbereich.
- Anschließend werden der gewonnenen Haarfollikel in das vorbereitete Wundbett transplantiert und mit einem Druckverband fixiert.
Ausgehend von den transplantierten Haarfollikeln entwickelte sich ein inselartiger, zentrifugal fortschreitender Heilungsprozess. Parallel dazu ließ sich eine verstärkte sekundäre Wundheilung vom Randbereich beobachten. Im direkten Vergleich zwischen der Haarfollikel-assoziierten Wundheilung und der sekundären Heilung im Randbereich zeigte sich eine bessere Hautqualität in der Umgebung der transplantierten Follikel ohne Schuppung oder Atrophie, wie sie für die sekundäre Wundheilung typisch sind.
Die Studienautorinnen und -autoren vermuten, dass mit jedem Haarfollikelgraft auch mesenchymale Stammzellen des assoziierten Fettgewebes übertragen werden, die möglicherweise die verschiedene Wundheilungprozesse fördern. Dazu gehören die Re-Epithelialisierung, die Fibrogenese, die Angiogenese sowie die Adipogenese im Wundbereich.
Fallserie 2: Azelluläre dermale Fischhaut zur Behandlung komplexer Wunden
In den letzten Jahren wurden verschiedene Studienergebnisse zur Wundversorgung mit dezellularisierter Fischhaut des Gadus morhua (Atlantischer Kabeljau) beim diabetischen Fußsyndrom und bei Verbrennungswunden vorgestellt. Bei der DDG-Tagung präsentierten Hoff et al. vom Universitätsklinikum Düsseldorf die Ergebnisse einer retrospektiven Monozenterstudie zur Anwendung von Fischhaut bei komplexen Wunden.
In die Studie wurden 22 Patientinnen und Patienten eingeschlossen, bei denen unter lokaler Anästhesie Fischhaut transplantiert wurde. Die Wundheilung wurde anhand klinischer Verläufe und konfokalmikroskopischer Beurteilung evaluiert. Zusätzlich wurde die Patientenzufriedenheit erfasst. Bei allen Studienteilnehmenden konnte ein positiver Einfluss auf die Wundheilung (Reduktion der Wundgröße) nachgewiesen werden. Zudem wurde in 50 % (11) der Fälle ein vollständiger Wundverschluss allein durch sekundäre Wundheilung erreicht. Die Patientenbefragung zeigte eine hohe Akzeptanz der Behandlung: Die Mehrheit empfand das Verfahren weder als schmerzhaft noch als zeitaufwendig. 21 Patientinnen und Patienten würden sich der Behandlung erneut unterziehen.
Die Methode zeigte auch bei schwierigen Wunden wie einem Pyoderma gangraenosum, oder bei Wunden mit freiliegendem Knochen positive Heilungseffekte.
Referenzen
1) Augustin M. et al. Der Wound-QoL-Fragebogen zur Lebensqualität von Menschen mit chronischen Wunden – wie können die Werte interpretiert werden? ABSTRACT ID AB2025-228 ABSTRACT ID P116. DDG-Tagung 2025, 30. April bis 03. Mai 2025, Berlin, unter: https://distribute.m-anage.com/from.storage?image=3WJOIkcVRnYPe5EbprkikPP6qPCMFrp7ewATEk_MiA_JNVT2N30XSaX1tN_e0EFV0 (abgerufen: 05.06.2025)
2) Steinkusch H et al. Minimalinvasive Behandlung chronisch nicht heilender Wunden mittels Haarfolllikeltransplantation. ABSTRACT ID AB2025-489 ABSTRACT ID P302. DDG-Tagung 2025, 30. April bis 03. Mai 2025, Berlin, unter: https://distribute.m-anage.com/from.storage?image=3WJOIkcVRnYPe5EbprkikBlGHImHHqhDlyyv91qnYZOi4eqqM6-9XvaW7cmWkb8D0 (abgerufen: 05.06.2025)
3) Hoff NP et al. Azelluläre dermale Fischhaut zur Behandlung komplexer Wunden: Eine retrospektive Monozenterstudie. ABSTRACT ID AB2025-524 ABSTRACT ID P327 DDG-Tagung 2025, 30. April bis 03. Mai 2025, Berlin, unter: https://distribute.m-anage.com/from.storage?image=3WJOIkcVRnYPe5EbprkikOdxmi6DxMlKw7T9axkmHBPvWWYZYDTc3Ycmd3OOA8na0 (abgerufen: 05.06.2025)