Prof. Dr. Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit am Universitätsklinikum Bonn und Präsident der DGKH, eröffnete die Veranstaltung mit dem Thema „Wasser und Abwasser als Infektionsreservoir und Konsequenzen für Prävention und Kontrolle“.
Während Trinkwasserinstallations-Systeme als bekannte Infektionsreservoire gelten, wurden die hygienisch-mikrobiologischen Risiken abwasserführender Systeme bisher weniger intensiv betrachtet. An der Charakterisierung von Trinkwasser- und Abwasser-assoziierten Krankheitserregern und Beispielen zu deren Ausbruchsgeschehen erläuterte Prof. Exner die Bedeutung für die öffentliche Gesundheit und für medizinische Einrichtungen. Insbesondere Legionellen-Ausbrüche sorgen bis in die heutige Zeit für Todesfälle. Für die Ermittlung von Ursachen der deutlich angestiegenen Verbreitung antibiotikaresistenter Bakterien in der Umwelt seien die Rolle von Intensivtierhaltung, Abwässern aus Privathaushalten, Klinikabwässern und Kläranlagen von besonderem Interesse – wobei den Resistenzgenen/Multiresistenzen bei Erregern (Carbapenemasen, β-Lactamasen, Colistin-Resistenz, ESBL, MRGN etc.) eine besondere Rolle zukomme. Umfangreiche Probenahmen während der HyReKa-Studie in diversen Biotopen wie Krankenhäusern, Schlachthöfen, agroindustriellen Betrieben, Kläranlagen etc. und anschließende kulturelle Erregernachweise mit Feintypisierung und molekulargenetischem Nachweis von Resistenzmechanismen sollen neue Erkenntnisse dazu liefern. So konnte überraschend nachgewiesen werden, dass nicht die intensive Landwirtschaft, sondern vielmehr Krankenhäuser die wichtigste Quelle für multiresistente Bakterien und Antibiotikarückstände sind und daher den „Hotspot“ für deren Verbreitung darstellen. Die Abwassersysteme stellten somit den „Gastrointestinaltrakt des Krankenhauses“ dar.
Die neue KRINKO-Empfehlung (2020) „Anforderungen der Hygiene an abwasserführende Systeme in medizinischen Einrichtungen“ berücksichtigt diese Erkenntnisse und gibt entsprechende Empfehlungen insbesondere zur baulichen Ausstattung der Sanitärbereiche.
Es sei in Zeiten des Coronavirus-Ausbruchs nahezu entspannend, über „Antibiotic Stewardship (ABS) und Hygiene – zwei Strategien ein Ziel“ zu referieren, bemerkte Dr. Peter Walger, Zentralbereich Hygiene, Infektionsprävention und ABS im Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf sowie Vorstandsmitglied der DGKH, zu Beginn seiner Präsentation.
Die WHO hatte schon 2017 eine Priorisierung von international relevanten Erregern veröffentlicht, gegen die wirksame Antibiotika fehlen. Zu den kritischsten Kategorien gehörten neben den Carbapenem-resistenten Bakterien (MRGN), der Vancomycin-resistente Enterococcus faecium (VRE) und der Methicillin-/Vancomycin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA/VRSA).
Lesen Sie hier den vollständigen Veranstaltungsbericht.
Bild Quelle: St. Elisabeth Gruppe GmbH Katholische Kliniken Rhein-Ruhr