von Claudia James
Händehygiene – ein menschlicher Faktor
Die Umsetzung der Händehygiene im Gesundheitswesen erfolgt nach wie vor nicht in ausreichendem Maße [1, 2]. Verhaltensbasierte Untersuchungsansätze, die Transparenz darüber schaffen sollen, wie Arbeitsabläufe und persönliche Einstellungen des Gesundheitspersonals zur Händehygiene sind und wie diese beeinflusst werden können, sind zunehmend in den Fokus der Forschung geraten [3, 4, 5].
Als wichtige Themen werden in diesem Zusammenhang die innere Einstellung/ Motivation zur Händedesinfektion sowie die Handlungsplanung genannt [1, 6].
Motivation vorhanden – Umsetzung schwierig
Ein Ergebnis: Menschen in Gesundheitsberufen mangelt es nicht unbedingt an der Motivation zur Händehygiene [7]. Es scheint allerdings zwischen der positiven Absicht und der tatsächlichen Ausführung der Handlung eine Barriere zu geben, die überwunden werden muss. Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) stellt dazu in ihrer Richtlinie Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens fest:
„Die Motivation allein führt allerdings nur in einem kleinen Prozentsatz auch zum Handeln. Um diese sog. Intentions-Verhaltens- Lücke zu schließen, sollten entsprechende psychosoziale Faktoren wie die Verhaltensplanung und -kontrolle sowie die Zusammenarbeit im Stationsteam gefördert werden [1].“
Die Lücke zwischen Intention und Verhalten überwinden – aber wie?
Die Aufforderung, psychosoziale Faktoren – wie die Verhaltensplanung und – kontrolle – zu fördern, wirft sofort die Frage auf, welche Aspekte hier eine Rolle spielen und wie Verhaltensplanung und -kontrolle ganz konkret unterstützt werden können. Die Nennung der Verhaltensplanung weist darauf hin, dass die positive Motivation, welche vielleicht noch unkonkret als Absicht bei den Mitarbeitern vorliegt, als Handlungsplan konkretisiert werden muss, damit es zur Umsetzung kommt.
Streng genommen handelt es sich bei der Überwindung der Intentions-Verhaltens- Lücke um eine Überwindung der Barriere zwischen „Innen“ und „Außen“ eines Menschen – also zwischen einem inneren Wunsch und einer nach außen gerichteten Handlung. Denn eine Intention drückt zunächst nur die positive Absicht etwas zu tun aus, führt jedoch in der konkreten Situation nicht zwingend dazu, dass das Verhalten auch stattfindet.Die Frage ist also: Wie konkretisiert man ein Verhalten und löst es in der notwendigen Situation aus?
Aussprechen schafft Wirklichkeit
Beschäftigt man sich damit, was Sprache bedeutet bzw. auslösen kann, gelangt man auch zu dem Punkt, dass Sprache und Sprechen eine Verbindung zwischen „Innen“ und „Außen“ schafft – zwischen gedachter und gestalteter Welt. Spricht man etwas aus, stellt man einen Kontakt zwischen dem Bewusstsein und der äußeren Welt her und gestaltet diese. Der Philosoph und Begründer der Sprechakttheorie, J. L. Austin, benannte diese Tatsache so: „Wer spricht, der stellt nicht nur etwas dar, der tut etwas [8].“
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Referenzen
- KRINKO. Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens, Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI), Bundesgesundheitsbl 2016; 59: 1189–1220
- Kramer T, Walter J, Bunte-Schönberger K, Gastmeier P. Aktion Saubere Hände. Erfahrungsaustausch 2018 im Rahmen 200. Semmelweis Geburtstag/ 10 Jahre ASH. https://www.aktion-sauberehaende.de/fileadmin/ash/downloads/erfahrungsaustausch/2018/ASH_Praesentation_ EA_2018_Ver%C3%B6ffentlichung.pdf. Berlin 2018 [letzter Abruf am 06.02.2019]
- Sax H, Clack L. Mental models: a basic concept for human factors design in infection prevention, J Hosp Infect. 2015; 89 (4): 335–339
- von Lengerke T, Lutze B, Graf K et al. Psychosocial determinants of self-reported hand hygiene behaviour: a survey comparing physicians and nurses in intensive care units, J Hosp Infect. 2015; 91 (1): 59–67
- Srigley JA, Corace K, Hargadon DP. Applying psychological frameworks of behaviour change to improve healthcare worker hand hygiene: a systematic review, J Hosp Infect. 2015; 91 (3): 202–210
- Diefenbacher S, Sassenrath, C, Siegel, A, Grünewald, M, Keller, J. Implizite Einstellung zur Händehygiene als relevanter Prädiktor von Händehygieneverhalten. HygMed 37 (11): 448–455
- Lutze B, Chaberny IF, Graf K. Intensive care physicians‘ and nurses‘ perception that hand hygiene prevents pathogen transmission: Belief strength and associations with other cognitive factors, J Health Psychol. 2017; 22 (1): 89–100
- Austin JL: Zur Theorie der Sprechakte (How to do things with words), Reclam 1998
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