
© Robert Koch-Institut EpiBull 35.2021 | Entwicklung der COVID-19 bezogenen Meldefälle, stationär und intensivmedizinisch versorgten Fälle sowie Sterbefälle im Zeitraum 1. Januar bis 15. Juli 2021 mit und ohne Impfkampagne
Laut Epidemiologischen Bulletin erzielte die Impfkampagne bereits deutliche Effekte: Es wurden nicht nur 706.000 Meldefälle, 76.600 stationäre und etwa 19.600 intensivmedizinische Fälle sowie mehr als 38.300 Sterbefälle verhindert, sondern die Impfkampagne führte auch dazu, dass entgegen erster Befürchtungen das Ausmaß der dritten Welle das der zweiten Welle nicht übertraf. Damit unterstützen unsere Daten eine vergleichbare Analyse, die kürzlich von Public Health England (PHE) veröffentlicht wurde. Die Autorinnen und Autoren kommen unter der Annahme, dass keine weiteren Maßnahmen ergriffen worden wären, zu dem Schluss, dass im Vereinigten Königreich bis zum 9. Juli 2021 durch die Impfkampagne 11.755.000 Infektionen und 36.900 Sterbefälle verhindert wurden.
Impfquote von 85% notwendig
Die präsentierten Daten belegen den überragenden Nutzen der COVID-19-Impfung bereits in den ersten 6,5 Monaten der Impfkampagne in Deutschland 2021. Unter anderem aufgrund einer noch nicht ausreichend hohen Impfquote unter den 18- bis 59-Jährigen und der sich derzeit ausbreitenden Delta-Variante steigen jedoch die Fallzahlen aktuell wieder an und Deutschland steht am Anfang einer vierten Welle. Um das Ausmaß einer vierten Welle so gering wie möglich zu halten, ist es notwendig, dass der Anteil der geimpften Bevölkerung schnellstmöglich erhöht wird, sodass ein vollständiger Impfschutz bei einer möglichst hohen Anzahl an Menschen besteht. Im Rahmen einer mit dem vorgestellen Modell durchgeführten und früher publizierten Analyse ist hierfür eine Impfquote von 85 % in der Altersgruppe 12 bis 59 Jahre und eine Impfquote von 90 % bei Personen ≥ 60 Jahren notwendig. Um dieses wichtige Ziel zu erreichen, ist es notwendig, dass neben den bereits bestehenden Impfangeboten in den Impfzentren, den Hausarztpraxen und in den Betrieben weitere aufsuchende Impfangebote gemacht werden. Hier stehen Angebote in Schulen, Alters- und Pflegeheimen sowie für marginalisierte Gruppen im Fokus. Dabei ist jedes zusätzliche Angebot für die Bevölkerung zu begrüßen, denn je schneller die erforderlichen Impfquoten erreicht werden, desto weniger Menschen werden infiziert und erkranken. Die Pandemie wird erst ein Ende finden, wenn die Bevölkerung eine Immunität aufgebaut hat.
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