60 Jahre CSC – Jahreskonferenz des Central Sterilising Club. Eine Nachlese

Die Jahreskonferenz des CS zum 60. Geburtstag fand in diesem Jahr vom 4. bis 5. April 2022 in Stratford upon Avon als Hybrid-Veranstaltung statt. Endlich konnten wieder viele Teilnehmer vor Ort sein, aber eine Reihe nahm auch am heimischen Computer teil und verfolgte den Online-Stream.


Nach der Begrüßung und Eröffnung durch den Vorsitzenden Jimmy Walker blickten Robert Spencer und Geoff Ridgway in ihrem Prolog zurück auf die bewegte Geschichte des CSC und gaben auch einige Anekdoten zum Besten.
Die Kelsey Lecture wurde von Peter Hoffman gehalten, und auch er blickte zurück auf die Anfänge der Infektionskontrolle und zeigte anhand historischer Bilder, dass es damals in der Tat eine andere Welt war. Surveillance existierte praktisch nicht; so wurden Endotoxinschocks, z.B. durch kontaminierte Infusionslösungen, nicht mit den entsprechenden Todesfällen in Verbindung gebracht.
Auch heute ist nicht alles, wie es sein sollte, wie Hofmann anhand von Bildern aus der Endoskopaufbereitung oder der Aufbereitung von Inkubatoren zeigte. Abschließend erklärte er, dass Aufbereitungsspezialisten viel beitragen können, solche Missstände zu beseitigen.

Die These der diesjährigen Debatte lautete: Krankenhäuser verfügen nicht über die nötige Expertise, um ohne einen unabhängigen Weisungsbefugten Ingenieur (AE(D)) die Aufbereitung sicher durchzuführen.
Sulisti Holmes sprach für die These. Sie stellte die Regularien vor und betonte, dass die AE(D) dort als entscheidend für die Sicherheit ausgewiesen sind. Sie beschrieb mehrere Fälle, wo Patienten durch Fehler bei der Aufbereitung zu Schaden gekommen sind. Um solche Fehler zu vermeiden, sei deren unabhängige Expertise also unverzichtbar.
Wayne Spencer, selbst AE(D), stellte die Unabhängigkeit der sogenannten unabhängigen AEDs infrage. Mittlerweile sind viele Krankenhäuser zu groß – für diese wäre es günstiger, ihre eigenen Spezialisten anzustellen. Sein abschließendes Statement: Krankenhäuser können gut ohne unabhängigen AE(D) funktionieren, aber nicht ganz ohne AE(D).
Die nachfolgende Abstimmung zeigte, dass mehr Zuhörer sich auf die Seite von Wayne Spencer schlugen – er ging somit als Sieger aus diesem verbalen Schlagabtausch hervor.

Am Nachmittag sprach Andrew Thomas vom Royal Orthopedic Hospital in Birmingham über die Strömungsmechanik in Operationssälen und mikrobiologische Kontamination von Instrumentiertischen im OP. Er stellte einige interessante Studien vor, wie sich die Strömung im OP durch verschiedene Einflussfaktoren verändert. Zusammenfassend erklärte Thomas, dass oft kleine Veränderungen in der Anordnung z.B. von Licht oder Gegenständen im OP Probleme, die durch Sedimentation von Mikroorganismen entstehen, lösen können.

Wendy Briggs, Spezialistin für klinische Beschaffung und Qualitätssicherung, sprach über die Zusammenarbeit mit den klinischen Berufsgruppen bei der Beschaffung. Diese ist wichtig, um Produkte mit den Eigenschaften zu beschaffen, die tatsächlich benötigt werden. Auch während des Gebrauchs sollten die Produkte weiter evaluiert werden, um die Eignung im täglichen Einsatz zu prüfen.


ZT_nl_banner_2022-450x150

Am zweiten Tag führte zunächst Mark Garvey in Reinigung und Desinfektion der Umgebung im Krankenhaus ein. Mikroorganismen können zum Teil lang in der Umwelt überleben, so z.B. S. aureus für 7 Tage bis zu 12 Monaten und C.-difficile-Sporen über 5 Monate. Patienten, die in ein Zimmer gelegt werden, wo solche Mikroorganismen vom Vorpatienten persistieren, haben so ein erhöhtes Infektionsrisiko, wie Garvey anhand verschiedener Studienergebnisse ausführte. Deshalb sei Reinigung und Desinfektion der Umgebung so wichtig. Vernachlässigt werde aber oft die Schulung, damit die Reinigung wirklich effektiv durchgeführt wird. In diesem Zusammenhang muss man auch über das Monitoring der Reinigung nachdenken.

Caroline Drew aus Sheffield sprach über Grenzwerte für die Exposition gegenüber Chemikalien am Arbeitsplatz. Sie erläuterte die Bedeutung von Sicherheitsdatenblättern und Risikobewertungen und stellte verschiedene Kontrollmaßnahmen dar, die helfen, die Exposition gegenüber z.B. Prozesschemikalien unter die Arbeitsplatzgrenzwerte senken. Dabei sei es am besten, proaktiv statt reaktiv vorzugehen, also nicht erst auf mögliche Gesundheitsbeeinträchtigungen zu warten. Abschließend stellte Drew die Vorgehensweise am Beispiel von Peressigsäure und Wasserstoffperoxid mit den entsprechenden Grenzwerten für die Exposition am Arbeitsplatz dar.

David Jenkins berichtete über Wassermikrobiologie in Zusammenhang mit der Aufbereitung von Endoskopen. Wasser kann manchmal eher eine Gefährdung darstellen, während man den gewünschten Zustand der Endoskope zu erreichen versucht. Nicht nur das Endoskop, sondern auch einige Zubehörteile, z.B. 3-Wege-Hähne, können durch Wasser kontaminiert werden.
Die korrekte Aufbereitung von Endoskopen sei der Schlüssel, um Kreuzinfektionen von Patient zu Patient zu vermeiden, und das Auftreten multiresistenter Bakterien sei ein Problem, aber auch nur die Spitze des Eisbergs, sagte Jenkins.

Mike Weinbren, NHS Assure, sprach über Abflüsse im Krankenhaus – sind sie der Gipfel menschlichen Erfindungsgeistes oder Infektionsherde? Er berichtete über die Anfänge der Hygiene mit den Erkenntnissen von Semmelweis und von John Snow, der die Zusammenhänge zwischen Seuchenfällen in London und der Lokalisation der Wasserwerke erkannte. Die Cholera erwies sich damit als Treiber von Verbesserungen im Abwassersystem.
Auch heute noch werden Infektionen durch Waschbecken und Abwasserrohre in Krankenhäusern verbreitet. Abflüsse führen alle zum selben Rohrsystem, was bei Verstopfungen oder nicht gefüllten Siphons zur Verbreitung von Keimen auch in andere Bereiche führen kann, sogar in vertikaler Richtung über verschiedene Stockwerke.
Anhand zahlreicher Fotos zeigte Weinbren nicht fachgerecht installierte Waschbecken, die zur Verbreitung von Tröpfchen im Umkreis von bis zu 2 m rund um den Wasserhahn führen können. In vielen modernen Einrichtungen, z.B. Krankenhausapotheken oder Isolierzimmern, werden deshalb in den eigentlichen Arbeits- bzw. Patientenräumen gar keine Waschbecken mehr installiert – das Händewaschen erfolgt vor dem Betreten.

Richard Bancroft sprach über Praktische Anwendung von Normen bei der Dekontamination von Medizinprodukten. Er erklärte, welche Vielzahl von Normen und anderen Regularien es gibt, im Vereinigten Königreich jetzt nach dem Brexit oft andere als in der EU. Die UK-Medizinprodukte-Gesetzgebung basiert auf der MDD der EU. Es werden aber auch eigene Normen, so genannte „Designated Standards“ entwickelt.
Bancroft beschrieb den Entstehungsprozess einer harmonisierten Norm und betonte, dass nicht alle Normen harmonisiert sind. Harmonsierte Symbole, z.B. die Etikettierung mit „MD“ (für Medical Device) helfen vor allem in der EU mit ihren über 20 Sprachen, Text zu ersetzen (ISO 15223).

Malcolm Thomas, Consulting Engineer, sprach über Belüftungsstandards für Dekontaminationseinrichtungen und die Aktualisierung des entsprechenden Health Technical Memorandum (HTM03-01 – Ventilation standards for decontamination facilities).
Die Revision ist ein sehr langwieriger Prozess. HTM 03-01 (2021) besteht aus zwei Teilen. Teil A befasst sich mit den Spezifikationen, der Installation und Prüfung von Belüftungssystemen für das Gesundheitswesen. Es findet für alle neuen Anlagen Anwendung, aber auch für Renovierungen vorhandener Anlagen. Eines der Anliegen des überarbeiteten HTM ist die Reduzierung des Energieverbrauchs und Unterstützung der Zero-Carbon-Politik der Regierung. Die neuen Anlagen brauchen allerdings mehr Platz, der in den Gebäuden nicht immer vorhanden ist.

Gerhard Kirmse, Aesculap AG, sprach über Reinigung und den Nachweis von Proteinrückständen. Validierung soll dazu dienen, den Prozess verlässlich machen. Kirmse verdeutlichte, dass viele Elemente für die gute Reinigung zusammenwirken müssen, angefangen von der Beladung über den korrekten Ablauf des eigentlichen Prozesses bis hin zur Stabilität und Reproduzierbarkeit der Prozessparameter. Der Proteinnachweis an real verschmutzten und dann aufbereiteten Instrumenten und weitere Routinekontrollen vervollständigen das Bild.

Val O’Brien warf im letzten Vortrag einen Blick auf die nächsten 60 Jahre Aufbereitung. Sie beschrieb die Herausforderungen zu der Zeit, als sie in die Aufbereitung einstieg. QM-Systeme existierten noch nicht, es gab noch Textilien in den Sieben und wiederverwendbare Injektionsnadeln. Auch Rückverfolgung war noch ein Fremdwort – noch gab es auch keine Notwendigkeit dafür.
Ob das die „gute alte Zeit“ ist, von der immer gesprochen wird? Schon damals war der CSC eine große Hilfe, um mit der besten Praxis mitzuhalten, erklärte O’Brien.
Herausforderungen für die Zukunft gibt es auch: Nachhaltigkeit, die sogenannte Green Agenda, und die Reduzierung von CO2-Emissionen stehen im Fokus. Und die Entwicklung, sowohl der Technik als auch der normativen Anforderungen, wird weitergehen. Die Patientensicherheit muss trotz allem Priorität behalten, betonte O’Brien.


Damit ging die Jubiläumsveranstaltung „60 Jahre CSC“ zu Ende. Weitere Veranstaltungen werden immer auf der Website des CSC angekündigt

 

Bildschirmfoto-2021-11-01-um-15-14-53
 

Bitte geben Sie die Zeichenfolge in das nachfolgende Textfeld ein

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Passende Artikel
Zentralsterilisation (Abonnement)
Jahresabonnement 
Zentralsterilisation (Abonnement)
107,80 €
STERI Spezialreport "Reiniger" pdf-Ausgabe
STERI Spezialreport: Reiniger 
STERI Spezialreport "Reiniger" pdf-Ausgabe
6,99 €
ZENTRALSTERILISATION 01/2022
ZT 01/2022: Sterilbarrieresysteme im Vergleich; Lärmschutz an Ultraschallbädern 
ZENTRALSTERILISATION 01/2022
16,50 €
Empfehlung: Hygiene, Bau und Technik in der AEMP
Bauliche Herausforderung  
Empfehlung: Hygiene, Bau und Technik in der AEMP
16,50 €