INSTRUMENTE richtig aufbereiten. Begleitheft zum Erwerb der Sachkenntnis für die Aufbereitung von Medizinprodukten von Dipl.-Ing. Ina Hein, ISBN 978-3-88681-159-5, Details: DIN A4, 112 Seiten, 56 farbige Abbildungen, 15 Tabellen, Spiralbindung
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Sachkenntnis der Aufbereitung von Medizinprodukten wird sowohl in der Empfehlung der Kommission für
Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) als auch in der Medizinprodukte-Betreiberverordnung (MPBetreibV) gefordert. Das Arbeitsheft „INSTRUMENTE richtig aufbereiten“ von Dipl.-Ing. Ina Hein wurde speziell für die Aus- und Fortbildung von medizinischen Fachangestellten in Arzt- und Zahnarztpraxen entwickelt. Frau Hein ist Gesundheitsingenieurin und Sachverständige für Hygiene und Medizinprodukteaufbereitung.
Wir haben der Autorin fünf Fragen zu ihrem Buch gestellt.
1. Gesundheitsschutz und Hygiene gehören im 1. Ausbildungsjahr zum festen Bestandteil des Rahmenlehrplans für medizinische Fachgestellte an Berufsschulen. Sie schreiben in Ihrem Vorwort, dass Sie die Anregung, ein solches Arbeitsheft zur Instrumentenaufbereitung zu erstellen, von einem Chirurgen und Berufsschullehrer erhielten. Welche Erfahrungen aus dem Alltag der Berufsschulen sind hierbei besonders wichtig gewesen?
Ina Hein: Ich fand es zunächst erstaunlich, dass Medizinische Fachangestellte und Zahnmedizinische Fachangestellte das Fach Hygiene gemeinsam unterrichtet bekommen. Selbstverständlich gibt es sehr viele Verknüpfungspunkte, aber gerade bei der Aufbereitung gibt es auch spezielle Fragestellungen. Zunächst klingen vielleicht 60 Unterrichtseinheiten im Fach Hygiene nach einem ausreichenden Umfang, aber man darf nicht vergessen, dass neben der Aufbereitung hier auch die „Allgemeine Praxishygiene“, also alles rund um Hände-, Flächenhygiene und Hygienemaßnahmen am Patienten, dazugehört.
Das ist sehr knapp bemessen. Schließlich klagte Herr Dr. Kohlhaas, der von Ihnen erwähnte Chirurg und Berufsschullehrer, über fehlendes Material – es gab schlichtweg nichts zu diesem Thema, das im Unterricht für diese Zielgruppe eingesetzt werden könnte. Es war eine Herausforderung, aus vorhandenen wissenschaftlichen Empfehlungen und Fachbüchern nur das herauszufiltern, was im Rahmen der Ausbildung bzw. einer fachspezifischen Fortbildung mindestens gelernt werden muss.
2. Dass dies keine Tätigkeit ist, die man in der Praxis so mal eben nebenbei mitmachen kann, wurde lange nicht ausreichend berücksichtigt. Wie kann Ihrer Ansicht nach ein Praxisbetreiber seine medizinischen Fachangestellten hierbei unterstützen?
Ina Hein: Ganz entscheidend finde ich das Eingeständnis, dass eine sachgerechte Aufbereitung von Instrumenten ein wichtiger Bestandteil des Qualitätswesens in der eigenen Praxis ist.
Eine sachgerechte Aufbereitung ist nicht nur zum Schutz der Patienten, sondern auch zum Schutz der Mitarbeiter und der Betreiber selbst absolut notwendig – egal ob wir jetzt an die körperliche Gesundheit oder an das Haftungsrecht denken. Und im nächsten Schritt sollte jeder Betreiber so ehrlich sein und sich fragen, ob die Sachkenntnis tatsächlich Bestandteil des Curriculums im Studium war.
Der ein oder andere Praxisbetreiber mag sich selbst für das Thema interessieren und gern die entsprechenden Fortbildungsangebote wahrnehmen – ich empfehle das gerade für kleinere Einzelpraxen. In jedem Fall muss es eine fachlich qualifizierte Person in der Praxis geben, die mit der Aufbereitung von Medizinprodukten betraut ist, und die für regelmäßige Fortbildungen und die Lektüre von aktueller Fachliteratur freigestellt wird. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass eine gute Sachkenntnis auch Einsparungen mit sich bringen kann, denn nicht alles was angeboten oder empfohlen wird ist auch notwendig, nur muss man es eben wissen.
3. Welcher Aspekt wird besonders häufig unterschätzt, wenn es um die Aufbereitung geht? Ist es eher die Risikobewertung oder der Reinigungsschritt? Oder die Abfassung geeigneter Standardarbeitsanweisungen?
Ina Hein: Sicher gibt es immer wieder Mängel im Bereich des Hygienemanagements, das beinhaltet nicht aussagekräftige Arbeitsanweisungen und falsche oder fehlende Risikobewertungen, aber in der praktischen Arbeit wird vor allem die Reinigung und der Aspekt der Rekontamination unterschätzt.Durch die stark beworbenen Kombinationsbäder entsteht z.B. oft der Eindruck, dass man ein Instrument einfach in ein Tauchbad legen kann und nach der Einwirkzeit ist alles gut.Hier muss man jedoch sehr genau überlegen, was der Reinigungsprozess beinhalten muss. In den Kapiteln Reinigung und Desinfektion wird darauf in besonderem Maße eingegangen.Im Bereich Rekontamination ist mir aufgefallen, dass es hilfreich ist, sich die Wege, die man für die einzelnen Arbeitsschritte in der eigenen Aufbereitungseinheit zurücklegt, aufzuzeichnen. Sofort erkennt man dadurch Kreuzungen von unreinen und reinen Arbeitsschritten, an die man vorher gar nicht gedacht hat. Im Aufgabenteil haben wir hier ein schönes Beispiel eingebaut.
4. Themen rund um die Aufbereitung erscheinen manchmal sehr theoretisch, wenig attraktiv und erinnern an Pflichtunterweisung oder Belehrung. Wie haben Sie versucht, dieser Wahrnehmung in Ihrem Begleitheft entgegenzuwirken?
Ina Hein: Ein bisschen Theorie muss leider sein. Warum Aufbereitung nur so richtig ist und nicht anders, kann nur verstanden werden, wenn auch ein bisschen Mikrobiologie, Chemie und sicher auch ein paar trockene Gesetze und Normen durchgenommen werden. Aber gerade da haben wir im Arbeitsheft darauf geachtet, dass trotz aller Ernsthaftigkeit „locker“ an die Themen herangegangen werden kann und versucht, viele optische Blickfänge zu bieten. Es soll zudem ein Arbeitsmittel sein, welches einlädt, z.B. mit dem Textmarker Wichtiges anzustreichen und Notizen an den Rand zu schreiben. Wenn dann das Interesse für ein bestimmtes Thema geweckt ist, können die Schüler oder Seminarteilnehmer in den Infoboxen noch ihr Wissen selbstständig vertiefen. Die Aufgaben und Arbeitsaufträge im Anhang sollen vor allem den Lehrkräften helfen den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten und bieten natürlich auch die Möglichkeit, Hausaufgaben aufzugeben oder Prüfungen vorzubereiten. Und schließlich soll das Arbeitsheft auch ein praktisches Nachschlagewerk für die Praxis sein.
5. Frau Hein, was ist Ihr größter Wunsch, was mit Ihrem Buch bei den Lesern erreicht werden kann?
Ina Hein: Wissen Sie, vor 30 Jahren wurden selbst in Krankenhäusern die Instrumente aus dem OP von oft ungelernten Kräften nur mal eben „sauber gemacht“. Heute gibt es in Deutschland verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen der Fachgesellschaft DGSV, sogar die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Medizinprodukteaufbereitung (FMA) – und in anderen Ländern gibt es ähnliche Ausbildungsgänge. Das sind schon große Fortschritte! Aber die Situation in den Krankenhäusern hat nicht unbedingt etwas mit der Realität im niedergelassenen Bereich zu tun, auch wenn durch die KRINKO und die MPBetreibV nun für diesen Bereich Sachkenntnis gefordert wird und es dafür Vorgaben gibt! Sicher ist es für Praxen mit einem Behandler nicht möglich, eine eigene FMA anzustellen, aber das Bewusstsein zu schaffen, dass dieses Thema sehr komplex ist und ein hohes Maß an Fachwissen voraussetzt, würde helfen in diesem Bereich voranzuschreiten und letztendlich auch mehr Sicherheit für alle bringen – Patienten, Mitarbeiter und Behandler.
Das Interview führte C. Ilschner.
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