Débridement – wer darf was?

von Martin Motzkus

Die Initiative Chronische Wunden (ICW) hat in jüngster Zeit zwei Positionspapiere zum Thema Débridement veröffentlicht. Im Jahr 2022 wurden zunächst Methoden und Entscheidungshilfen zur Auswahl verschiedener Débridements in der Zeitschrift „Der Hautarzt“ veröffentlicht. Danach häuften sich die Fragen der Leser, wer welche Methode durchführen darf und wo rechtliche Hürden zu beachten sind. In diesem Jahr wurde nun eine Empfehlung dazu veröffentlicht. Grund genug, Ihnen eine Zusammenfassung zu liefern und auch einige Anregungen zu geben, wie das Thema in der Praxis umgesetzt werden kann.

Was ist Débridement

Débridement wird definiert als „das Entfernen von anhaftendem, abgestorbenem Gewebe, Schorf oder Fremdkörpern aus Wunden“. Alle Wundexperten sind sich einig, dass eine „saubere“ Wunde wesentlich bessere Heilungschancen hat und somit die lokalen Bedingungen durch ein Débridement verbessert werden können.
Eine Vielzahl von Methoden kann in autolytisches, biochirurgisches, mechanisches, osmotisches, proteolytisches/enzymatisches und technisches Débridement unterteilt werden. Je nach angewendeter Methode und den dafür benötigten Materialien ist natürlich von unterschiedlichen Voraussetzungen für die Durchführung auszugehen.


Nicht- invasiv oder scharfes/chirurgisches Débridement

Die Frage, wer welche Methode durchführen darf, kann daher nicht ausschließlich juristisch geklärt werden. Vielmehr ist neben der rechtlichen Komponente auch eine gehörige Portion Sachverstand und Pragmatismus gefragt. Während verschiedene Methoden für ein und dieselbe Wundsituation teilweise gleichermaßen geeignet sein können, müssen vor Ort technische und personelle Voraussetzungen erfüllt sein, die der gewählten Technik angemessen sind. So sind nicht-invasive Verfahren wie autolytisches oder mechanisches Débridement als eher risikoarm einzustufen, während der Einsatz eines scharfen Instruments deutlich riskanter sein kann. Hier liegt der berühmte Hase im Pfeffer.

Beim sogenannten scharfen Débridement wird mit dem Instrument, zum Beispiel einer Ringkürrette bis an intakte anatomische Strukturen herangearbeitet. Das kann also etwa die Entfernung eines festsitzenden Fibrinbelages oder die oberflächliche Entfernung einer Nekrose sein, ohne dabei intaktes Gewebe zu verletzen. Diese Methode ist in der Regel unblutig, erfordert keinen Arzt und keine Narkose.

Beim chirurgischen Débridement hingegen wird bis in gesundes Gewebe hineingeschnitten. Diese Aufgabe ist ausschließlich dem Arzt vorbehalten.

Scharfes Débridement durch Personen aus Gesundheitsfachberufen

Neben dieser Klarstellung muss deutlich sein, dass Bedingungen, unter denen Personen aus Gesundheitsfachberufen scharf debridieren, so gestaltet sein müssen, dass Risiken beherrschbar bleiben. So ist es zum Beispiel empfehlenswert, dass die Kürette nur von denjenigen benutzt werden darf, die zuvor ihre Fertigkeiten und auch ihr Wissen vor dem verantwortlichen und delegierenden Arzt unter Beweis gestellt haben. Hierzu sollte es eine Dokumentation geben, wie sie in einigen Arztpraxen und Krankenhäusern bereits vorhanden ist, etwa eine Art Kürettenschein. Das gibt dem Arzt, aber auch den Durchführenden Sicherheit. Bestätigt wird in einer solchen Bescheinigung, dass der oder die Durchführende in der Lage ist, das scharfe Débridement selbstständig und eigenverantwortlich durchzuführen.

Weiterhin sollte die vorhandene Haftpflichtversicherung explizit auch diesen Sachverhalt absichern, was nicht in allen Verträgen Standard ist. Kommt es zu einem Schaden etwa durch schwere Verletzungen oder Folgen einer starken Blutung, sind die Schadensummen erwartbar hoch.

Schließlich muss klar sein, dass für den Fall der Fälle vorgesorgt ist. Je nach Einrichtung, in der das Débridement durchgeführt werden soll, muss sichergestellt sein, dass es eine Art Notfallplan gibt. So sollte z.B. ein Arzt in der Nähe und in kurzer Zeit verfügbar sein. Es sollte ein Standard existieren, wie bei Komplikationen vorzugehen ist. Die durchführenden Personen müssen sich aber auch ausreichend über den Gesundheitszustand des zu behandelnden Patienten informieren, um z.B. das Blutungsrisiko besser einschätzen zu können (Einnahme von Antikoagulanzien, Blutgerinnungsstörungen etc.)

 

WUND-Update-Webinar-2

 

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Empfehlungen der ICW zum einen deutlich machen, dass die Notwendigkeit eines Débridements regelmäßig überprüft werden sollte. Zum anderen muss aus einer Vielzahl von Methoden die zielführendste und gleichzeitig risikoärmste ausgewählt und durchgeführt werden. Die Durchführung sollte interdisziplinär und in Absprache mit dem Patienten erfolgen.
Letztlich stellt sich nicht nur die Frage „Wer darf was“, sondern auch „Wer kann was“ und unter welchen Umständen? Je nach Setting, in dem das Débridement durchgeführt werden soll, sind die Wahl der Methode und auch das Risikoprofil unterschiedlich zu bewerten. Die Empfehlungen der ICW und eigene Standards können hier Sicherheit geben.

 

Quellen

  1. Positionspapier der Initiative Chronische Wunde (ICW) e.V. zum Débridement chronischer Wunden 2022. Download: Debridement22.pdf (icwunden.de)
  2. Dissemond J, Bültemann A, ErfurtBerge C, Gerber V, Motzkus M, Rember JD: Débridement chronischer Wunden - wer darf was?, - Ein Positionspapier der Initiative Chronische Wunden e.V. 2024. WUNDmanagement 2024; 18 (2): 90–92.

 

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  • Debridement richtig erklärt

    Debridement: Wegschneiden von Fleisch...also Entfernung von a-vitalen Gewebe bis in intakte anatomische Strukturen durch den Arzt. Alles andere ist mechanische Wundreinigung bis an anatomische Strukturen durch Pflegefachpersonal oder speziell angeleitetes Personal.

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