von Jan Hinnerk Timm
Der aktuelle Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Hautintegrität in der Pflege“ wurde im Februar dieses Jahres auf einer Konsensuskonferenz des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) der Fachöffentlichkeit vorgestellt (der WUND_letter berichtete). Nach Einarbeitung der dort erhaltenen Rückmeldungen wurde der Expertenstandard im Juni 2023 als Sonderdruck veröffentlicht und anschließend einem Praxistest unterzogen. Die Ergebnisse der modellhaften Implementierung des Expertenstandards „Erhaltung und Förderung der Hautintegrität in der Pflege“ liegen nun vor.
Schritt für Schritt zum fertigen Expertenstandard
Erste Rückmeldungen aus der Praxis sind durch die Auswertung der mitprotokollierten Ergebnisse der Konsensuskonferenz bereits in den Sonderdruck eingeflossen, der derzeit vergriffen ist. Im nächsten Schritt wurde der aktuelle Expertenstandard durch eine modellhafte Implementierung in fast 30 Einrichtungen auf seine Praxistauglichkeit überprüft. Die Ergebnisse des Praxistests wurden im März im Rahmen eines Netzwerk-Workshops des DNQP vorgestellt und diskutiert. Beteiligt waren sowohl Krankenhäuser als auch Einrichtungen der stationären und ambulanten Langzeitpflege. Die modellhafte Umsetzung erfolgte von Mai 2023 bis November 2023. Beteiligt waren 11 Krankenhäuser, 13 Einrichtungen der stationären Langzeitpflege, 1 ambulanter Pflegedienst, 1 Tagespflege und 1 Wundzentrum. In den Krankenhäusern und Einrichtungen der Langzeitpflege zeigten sich interessante Unterschiede in der Umsetzung des Expertenstandards.
Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Barrieren
Die Einrichtungen der Langzeitpflege konnten die Kriterien des Expertenstandards gut umsetzen. Aus der dort beschriebenen gründlichen Einschätzung der Hautsituation wurden individuelle Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung der Hautintegrität abgeleitet. Dabei konnten insbesondere die Angehörigen, aber auch die Bewohner durch Information und Beratung einbezogen werden. Befürchtungen im Vorfeld, dass die Anschaffung anderer Hautreinigungs- und Hautpflegemittel, z. B. Produkte mit niedrigerem pH-Wert, durch die Betroffenen Schwierigkeiten bereiten könnte, da diese selbst bezahlt werden müssen, bestätigten sich nicht.
Die notwendige Überprüfung der bisher verwendeten Hautmittel, die in vielen teilnehmenden Einrichtungen zahlreich vorhanden waren, stellte für die Krankenhäuser zunächst eine Herausforderung dar. Gleichzeitig erwies sich diese Überprüfung, die in der Regel zu einer deutlichen Reduzierung der Bestände führte, als wichtiger Erfolgsfaktor für das Projekt. Die Lieferanten orientierten sich dabei an Hautpflegeplänen, in denen festgelegt war, wann welches Hautpflegemittel bei welchem Hautzustand eingesetzt werden sollte. Durch diese Vorgehensweise konnte der Einsatz vieler verschiedener, immer wieder unterschiedlicher und zum Teil ungeeigneter Produkte reduziert werden.
Eine besondere Herausforderung stellte die Dokumentation dar. Meist sind in der digitalen Pflegedokumentation zwar Bereiche für die Wunddokumentation vorgesehen, aber es gibt keine Eintragungsmöglichkeiten für Beobachtungen der intakten Haut. Wenn Verweildauer und Gesundheitszustand der Patienten eine präventive Förderung der Haut kaum zulassen, stößt auch der Expertenstandard hinsichtlich seines präventiven Charakters teilweise an seine Grenzen. Die Bedeutung des Themas wird jedoch in allen Settings als hoch eingeschätzt.
Wie geht es weiter?
Der Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Hautintegrität in der Pflege“ soll Grundprinzipien der Hautpflege aufzeigen und hautspezifische Risiken erläutern, die im Pflegeprozess auftreten können. Dabei geht es nicht um eine umfassende Darstellung aller Fakten zur Hautpflege, sondern darum, der Pflege ein praxisnahes Instrument zur Prävention an die Hand zu geben - die Erfahrungen aus der modellhaften Implementierung haben dazu wesentlich beigetragen. Basierend auf diesen Erkenntnissen erfolgt nun eine erneute Überarbeitung des bisherigen Textes. Die Veröffentlichung der finalen Version des DNQP-Expertenstandards zur Hautintegrität wird voraussichtlich im Laufe des Sommers erfolgen.
Ein Auszug aus dem derzeit vergriffenen Sonderdruck des DNQP-Exertenstandards „Erhaltung und Förderung der Hautintegrität in der Pflege ist unter folgendem Link von der Webseite des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege herunterladbar: Hier geht´s lang »

