von Anja Kuntz, Julian-Dario Rembe und Barbara Springer
Das aus England stammende Konzept der „One Minute Wonder“ (OMW) nutzt regelmäßig wiederkehrende Wartezeiten innerhalb der Arbeitszeit, um Wissen zu vermitteln. Dies geschieht einfach und schnell über ein Fortbildungs-Plakat, dessen Inhalt innerhalb einer Minute erfasst werden kann, z.B. in Aufenthaltsräumen für Mitarbeiter, Umkleiden oder am Blutgasanalyse-Gerät, Drucker ...
„One Minute Wonder“
Die Idee hinter dem One Minute Wonder (OMW) ist, dass Wartezeiten am Arbeitsplatz sinnvoll genutzt werden können, um Wissen zu einem Thema innerhalb einer Minute aufzufrischen. Dazu werden aktuelle und relevante Themen aus verschiedenen Bereichen auf einer DIN A4 Seite zusammengefasst. Quellenangaben auf der Rückseite ermöglichen es dem Leser, sich weiter zu informieren.
Vielleicht fragen Sie sich: Nur eine Minute? Reicht das? Man hat jedoch herausgefunden, dass es nur etwa eine Minute dauert, bis sich die wesentlichen Informationen einer DIN A4-Seite (wenn sie ansprechend präsentiert werden) im Gehirn festgesetzt haben. Und je öfter, desto besser. Hier kommt das Konzept des OMW als einfaches, niederschwelliges Format ins Spiel.
Geschichte
Die erste One-Minute-Wonder-Tafel wurde im Dezember 2010 in der Notaufnahme des Queen Alexandra Hospital in Portsmouth, Großbritannien, eingeführt. Die Tafel wurde aufgestellt, um die Wartezeit auf die Blutgaswerte (60–90 Sekunden) zu nutzen und wurde von den Auszubildenden dort sehr gut angenommen. Die Idee verbreitete sich schnell und findet auch in deutschen Einrichtungen immer mehr Beachtung.
Im Frühjahr 2016 wurden die ersten One Minute Wonder im Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) auf einer Intensivstation der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie eingesetzt. Eine abteilungsinterne Evaluation im Herbst 2016 mit Unterstützung von Studierenden der Hochschule Osnabrück lieferte erste Daten zur Bewertung der Methode. Das Ergebnis war beeindruckend: 44% der Befragten erinnerten sich an die Inhalte eines OMW in der Praxis. Ebenso viele Befragte waren der Meinung, dass ihnen diese Inhalte bei der Ausübung ihrer pflegerischen Tätigkeit von Nutzen waren. Daraufhin wurde im Frühjahr 2017 ein internes OMW-Netzwerk für alle Intensivstationen aufgebaut. Dieses wird kontinuierlich erweitert und von zwei OMW-Beauftragten pro Station betreut.
Mittlerweile bietet das OMW-Netzwerk einen großen Pool an bereits erarbeiteten Lernpostern zu verschiedenen Themen an. Ziel des Netzwerkes ist es, interessierte Einrichtungen miteinander zu vernetzen und Lernposter kostenlos untereinander auszutauschen, um das Konzept weiter zu verbreiten. So kann voneinander profitiert und der Lerneffekt intensiviert werden. Auf der Website des HDZ NRW findet sich auch eine Vorlage zum Selbstgestalten.
Tipps zur Erstellung eines OMW
Grundsätzlich können alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen OMW erstellen oder Themenvorschläge einbringen. So kann jeder etwas zu diesem Projekt beitragen.
Inhaltlich sind - abgesehen von der zeitlichen Komponente - keine Grenzen gesetzt. Ziel ist eine klare, prägnante und verständliche Darstellung des gewählten Themas oder Thementeils.
Bei der Gestaltung der Plakate sollte ein aussagekräftiger Titel gewählt werden, die Texte kurz und inhaltlich verständlich sein und idealerweise aussagekräftige Bilder und Grafiken als „Eye-Catcher“ verwendet werden. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass keine Patientendaten oder erkennbare Bilder verwendet werden und Quellenangaben auf der Rückseite stehen. Ein einheitliches Design sorgt für einen Wiedererkennungseffekt und sollte daher idealerweise für die Poster verwendet werden. Hier kann man entweder einrichtungsspezifisch eigene Layouts entwerfen oder ein vorgefertigtes Layout mit dem eigenen Logo versehen und so als Vorlage verwenden.
OMWs und die Initiative Chronische Wunden e.V.
Auch die ICW wird sich zukünftig an dem erfolgreichen OMW-Netzwerk beteiligen, um das wertvolle Wissen seiner Mitglieder und Expertinnen und Experten zur Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden weitreichend zur Verfügung zu stellen.
Für die Leserinnen und Leser der WUNDmanagement wird es ab der Ausgabe 2/2023 eine neue Sammelreihe geben. Hier wird regelmäßig ein neues One Minute Wonder zu wundrelevanten Themen von ICW-Mitgliedern, Regionalgruppen, Beirats- oder Vorstandsmitgliedern veröffentlicht. Eine eigene Vorlage der Initiative Chronische Wunden e. V. für motivierte Kolleginnen und Kollegen kann über die Geschäftsstelle angefordert werden. Die so entstandenen neuen OMW werden über das o.g. OMW-Netzwerk und die ICW-Homepage zur Verfügung gestellt.