Rauchen und chronische Wunden

von K. Kröger, U. Gillmann, U. Schmitz, N. van Gerfsheim

Zusammenfassung

Der Zusammenhang zwischen Zigarettenrauchen und verzögerter Wundheilung ist in der klinischen Praxis seit Jahrzehnten bekannt. Wurde der Zusammenhang primär für akute Wunden in der plastischen Chirurgie (Lidoperationen) beschrieben, so gilt er auch für die chronischen Wunden. Raucher entwickeln mehr Dekubitus auf der Intensivstation und diese heilen verzögert ab. Das Risiko, dass ein Mensch mit einer Varikosis ein Ulkus bekommt, hängt auch vom Raucherstatus ab. Auch diabetische Fußläsionen zeigen bei Rauchern verzögerte Abheilungsraten. Es gibt Empfehlungen, die evidenzbasierten Leitlinien zur Behandlung der Tabakabhängigkeit in Behandlungspläne für rauchende Patienten mit chronischen Wunden zu integrieren. Umgesetzt wurde dies bis heute nicht. Es ist daher zu definieren, wem die Aufgabe zukommt, den rauchenden Patienten mit einer chronischen Wunde zum Rauchstopp anzuleiten und welche Rolle der Wechsel auf schadstoffärmere Produkte wie E-Zigarette und Tabakerhitzer für die rauchenden Patienten spielen können, die nicht
bereit oder in der Lage sind, mit dem Rauchen aufzuhören.

Hintergrund

Rauchen ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für degenerative Gefäßerkrankungen und Tumorleiden. Daher sollten alle Menschen, die rauchen, zum Rauchstopp aufgefordert werden. Anderseits gilt Rauchen als Lebensstil und Ausdruck von Freiheit, und das Interesse der rauchenden Menschen, aufzuhören, ist nicht groß. Obwohl die Anzahl der Rauchenden in Deutschland, über die letzten Jahrzehnte betrachtet, deutlich abgenommen hat, rauchen heute immer noch etwa 17 Millionen Menschen, in den letzten Jahren unverändert ([1]. Abbildung 1 zeigt die unternommenen Rauchstoppversuche von Rauchenden im zurückliegenden Jahr. Die wenigsten Rauchenden haben 2015 überhaupt einen Versuch unternommen.
Die EUREST-Studie von Hummel et al. aus dem Jahre 2018 bestätigt dies und gibt an, dass in den letzten 12 Monaten davor in Deutschland nur 17 % der Rauchenden versucht haben, das Rauchen aufzugeben [2]. Die DEBRA-Studie zeigt, dass die Mehrzahl der rauchenden Menschen in Deutschland kein konkretes Interesse hat, mit dem Rauchen aufzuhören. Nach einem Anstieg in den ersten drei Erhebungswellen im Oktober/November 2016 auf bis zu 33,9 % zeigt die Rate der Rauchstoppversuche eine rückläufige Tendenz und lag in der letzten Erhebungswelle im Juni/Juli 2019 nur noch bei 15,8 % [3].Rauchen hat auch einen Einfluss auf die Häufigkeit und den Behandlungsverlauf von chronischen Wunden. Da eine systematische Betrachtung des Risikofaktors Rauchen in Studien zu chronischen Wunden nicht erfolgt, sind im Folgenden nur exemplarisch Studien aufgeführt.

 

 

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Rauchen und Dekubitus

In einer iranischen prospektiven Kohortenstudie an zwei Universitätskrankenhäusern wurde der Zusammenhang zwischen Rauchen, einigen anderen Risikofaktoren und der Entwicklung von Dekubitus auf der Intensivstation untersucht [4]. Die Stichprobe bestand aus erwachsenen männlichen Patienten, die auf medizinisch- chirurgischen Intensivstationen aufgenommen wurden. Alle in Frage kommenden Patienten wurden nach ihrem Zigarettenraucherstatus in Raucher und Nichtraucher eingeteilt. Die endgültige Stichprobe umfasste 160 Raucher und 192 Nichtraucher. Ein Dekubitus trat bei 62 (38,8 %) rauchenden Patienten und 28 (14,6 %) Nichtrauchern auf, was einen signifikanten Unterschied darstellt (p < 0,001). Auch die Anzahl der gerauchten Zigarettenpackungen pro Jahr stand in signifikantem Zusammenhang mit der Dekubitusentwicklung (p < 0,003). In einer koreanischen Studie wurde versucht, Faktoren zu ermitteln, die die Heilung von Dekubitus im Stadium II beeinflussen [5]. Es wurden Patienten- und Dekubitusmerkmale sowie Variablen zur Ernährungsbeurteilung erfasst, die Dekubitusvariablen wurden zur Berechnung der PUSH-Skala für die Heilung von Dekubitus verwendet (PUSH = Pressure Ulcer Scale for Healing). Die Aufzeichnungen von 309 Dekubitus im Stadium II von 155 Patienten (Durchschnittsalter 61,2 ± 15,2) wurden analysiert. Davon heilten 221 Dekubitus und 88 wurden am Ende der Studie als nicht geheilt dokumentiert. Die Variablen, die sich signifikant zwischen Patienten mit abgeheilten und nicht abgeheilten Dekubitus unterschieden, waren: periphere arterielle Verschlusskrankheit (p = 0,007), Rauchen (p = 0,048), Serumalbumin (< 2,5 g/dL) (p = 0,002), Einnahme von Antidepressiva (p = 0,035), Einnahme von Vitaminen (p = 0,006), chirurgische Eingriffe in der Vergangenheit (p < 0,001), Ausmaß der pAVK (p = 0,003), MUST-Score (MUST = Malnutrition Universal Screening Tool) (p = 0,020), Braden-Score (p = 0,003) und mittlerer arterieller Druck (MAP, mmHg) (p = 0,026).

 

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