von Barbara Springer
Nach 5 Jahren Pause fand am 15. März das 4. Mittelrheinische Wundsymposium wieder LIVE in der Stadthalle Boppard statt. Kongresspräsident PD Dr. Gunnar Riepe und das Organisationsteam vom Institut Schwarzkopf hatten ein buntes und abwechslungsreiches Programm mit vielen wundbegeisterten Referenten zusammengestellt. So kamen rund 280 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen, um sich in den zehn Vorträgen zu informieren und auszutauschen. Unterstützt wurde die Veranstaltung von langjährigen und neuen Industriepartnern, die in der Ausstellung Neues und Bewährtes präsentierten.
Thorsten Prennig aus Roth eröffnete den Tag mit einem fulminanten Vortrag zum Problem der Wundstagnation. Anhand zahlreicher Fallbeispiele und Fotos zeigte er problematische Versorgungssituationen in den Bereichen Diagnostik, Kausaltherapie, Delegation und Finanzierung auf.
Dr. Nina Kauer vom Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, Boppard stellte die Krankheitsbilder Lymphödem und Lipödem vor und erläuterte Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Unter einem Lymphödem versteht man ein Beinödem aufgrund einer Lymphhypoplasie (primär) oder einer Verlegung oder Unterbrechung (sekundär) der Lymphgefäße. Im Gegensatz dazu wird ein Lipödem als eine Vermehrung von Fettzellen mit ungeklärter Ursache definiert. Als Ursache werden eine genetische Veranlagung sowie der Einfluss von Hormonen vermutet. Die Behandlung des primären Lymphödems kann eine operative Weichteilreduktion (Entfernung von subkutanem Fett- und Bindegewebe) und -rekonstruktion umfassen, wenn die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt ist. Bei der Behandlung des sekundären Lymphödems steht die Behandlung der Ursache im Vordergrund. Für das Lymphödem selbst können verschiedene Maßnahmen zur Flüssigkeitsmobilisierung eingesetzt werden (komplexe Entstauungstherapie). Da das Lipödem nicht ursächlich geheilt werden kann, zielt die Therapie darauf ab, die Symptome zu bessern und eine weitere Zunahme der Fettansammlungen zu verhindern.Dr. Kauer zeigte an einem Fallbeispiel, dass das Zusammenwirken verschiedener Maßnahmen wie Ernährungsumstellung, Liposuktion und anschließende Straffung der betroffenen Hautareale sowie körperliche Aktivität zu einer Besserung beitragen können.
Dr. Kauer zeigte an einem Fallbeispiel, dass das Zusammenwirken verschiedener Maßnahmen wie Ernährungsumstellung, Liposuktion und anschließende Straffung der betroffenen Hautareale sowie körperliche Aktivität zu einer Besserung beitragen können.
Beachten Sie auch Beitrag von Martin Motzkus zur Leitlinie Lipödem.
Aus dem Vortragsprogramm
Birte Weiß, Wundexpertin ICW aus Neumünster, berichtete aus ihrem Alltag als Palliativbegleiterin. Laut WHO-Definition ist Palliativmedizin ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Vorbeugung und Linderung von Leiden. Dies soll durch frühzeitiges Erkennen, gewissenhafte Einschätzung und Behandlung von Schmerzen und anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art geschehen. Dabei sei es wichtig, so Birte Weiß, mit den Patientinnen und Patienten gemeinsame Ziele zu entwickeln, sei es die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern, Schmerzen und soziale Isolation zu vermeiden (z. B. durch Geruchsminderung). Auch der Informationsfluss zu allen Leistungserbringern müsse gewährleistet sein. Wichtig war ihr der Aspekt der gelebten Wundversorgung und der empathische Umgang mit den Betroffenen in palliativen Situationen.
PD Dr. Andreas Schwarzkopf vom Institut Schwarzkopf aus Aura an der Saale gab einen Überblick zum Thema „Bakterien und Wunden - warum man sich gegenseitig braucht“. Zunächst ging es um Definitionen zur Eskalation der Wirksamkeit von Bakterien auf der Wunde, Infektionen und deren Maßnahmen. So ist bei einer lokalen Infektion der Wundrand gerötet, die Ausdehnung nicht größer als 0,5 cm. Als Maßnahmen werden Wundreinigung und Antiseptik empfohlen. Bei einer systemischen Infektion (Ausbreitung der Erreger über das Lymphsystem oder das Blut) wird die lokale Infektion wie oben beschrieben bekämpft. Zusätzlich sollte eine Ruhigstellung und Kühlung der Stelle erfolgen, ggf. mit chirurgischer Intervention und obligater Antibiotikagabe.
PD Dr. Schwarzkopf beschrieb die Maßnahmen, die im Körper bei einer Infektion ablaufen und zog das Fazit, dass Bakterien Entzündungsreaktionen auslösen, die eine körpereigene Wundreinigung einleiten und für ein Gleichgewicht zwischen potentiellen Erregern und Abwehr sorgen. Die sterile Wunde ist kein erstrebenswertes Ziel, denn sterile Wunden heilen nicht!
Anschließend wurden interessante Fälle aus der ambulanten Wundversorgung von Penelope Kühn, Irina Bonet und Isolde Reinert vorgestellt. In den Fällen ging es um die Kaltplasmatherapie in der Podologie, die im Fall von Frau Kühn eine vielversprechende Möglichkeit in der ambulanten Podologie darstellt, um Erfolge zu erzielen.
Frau Bonet zeigte an einem Fall einer Patientin mit einem parietalen Kopfhautbasialom, wie mit intensiver Pflege und Wertschätzung die Lebensqualität verbessert werden konnte.
Frau Reinert zeigte eindrückliche Fälle, bei denen ein unzureichendes oder fehlendes Entlassmanagement zu drastischen Verschlechterungen der Wund- und Gesamtsituation geführt hatten und betonte die Wichtigkeit von umfassenden Überleitungsmaßnahmen.
Am Nachmittag führten Kongresspräsident PD Dr. Gunnar Riepe und Nicole Weiler vom Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein Boppard das Publikum durch ein kurzweiliges Quiz, in dem Diagnosen, Definitionen und weitere Fragen rund um das Ulcus cruris abgefragt wurden.
Dr. Dirk Hochlehnert vom Diabetologischen Zentrum St. Vinzenz Hospital in Köln sprach über Wundschutz bei gleichzeitigem Erhalt der Mobilität beim diabetischen Fußsyndrom. Hier sind die beiden wichtigsten Faktoren zunächst die Ruhigstellung und Entlastung, aber auch die Mobilität darf nicht vergessen werden.
Der DFS-Therapie geht immer eine genaue Analyse voraus, welche „Entlastung“ des das Ulkus verursachenden Knochenvorsprungs notwendig ist und ob eine „Ruhigstellung“ von Gelenken, die auf den Ulkusbereich einwirken, hilfreich sein kann. Externe Entlastungs- und Ruhigstellungsmassnahmen sollten möglichst sicher am Fuss verbleiben (nicht ablegen/vergessen, in der Entlastungs-/Ruhiggungswirkung perfekt, Zugang zur Wundversorgung ermöglichen und die Beweglichkeit möglichst wenig beeinträchtigen).
Dr. Hochlenert demonstrierte an einer Teilnehmerin die Druckentlastung mittels Filztechnik und zeigte auch, wie durch eine anschließende Fiberglasverstärkung im Sohlenbereich ein mobilitätsoptimierter Fußschutz entstehen kann.
Einen ausführlichen Bericht zum 4. Wundsymposium Mittelrhein lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben der Zeitschrift WUNDmanagement.