Gudrun Westermann
Prävention beatmungsassoziierter Pneumonien
Prof. Christiane Geffers von der Charité sprach über die KRINKO-Empfehlung zur Prävention beatmungsassoziierter Pneumonien. Die Pneumonien nehmen unter den nosokomialen Infektionen mit 23% einen großen Anteil ein und sind etwa gleichauf mit den Harnwegsinfektionen. Dies entspricht europaweit ca. 700.000 Erkrankungen. Die KRINKO-Empfehlung von 2013 bezieht sich nur auf beatmungsassoziierte Pneumonien. Für die anderen Bereiche gibt es momentan keine Empfehlungen.
Von 32 Einzelempfehlungen sind ca. ein Viertel evidenzbasiert. Wichtigste Basismaßnahme bleibt die Händedesinfektion. Ebenso wichtig ist die Surveillance – dadurch konnten innerhalb von 36 Monaten die Infektionsraten erheblich gesenkt werden.
Technische Maßnahmen umfassen die Bevorzugung nicht-invasiver Beatmungsformen – dadurch kann die Infektionsrate auf ca. die Hälfte reduziert werden. Im Gegensatz zu Alltagsannahmen hat sich ein häufiger Wechsel der Schlauchsysteme nicht bewährt. Im Gegenteil führt ein häufiger Wechsel zu einer Erhöhung der Infektionsrate. Dies ist wahrscheinlich auf die durch den Wechsel bedingten Manipulationen zurückzuführen.
Bei sedierten, beatmeten Patienten sammelt sich Sekret oberhalb des Cuffs; das Absinken in tiefere Bronchialabschnitte kann durch optimalen Cuff-Druck verhindert werden, wobei Nekrosen verhindert werden sollen. Aktives Absaugen ist bei einer Beatmungszeit von über 72 h zu erwägen. Dafür ist der Einsatz von speziellen Tuben notwendig. Geschlossene Absaugsysteme sind bei infektiösen Patienten (MRE, aber auch Influenza und Tbc) zu empfehlen, auch wenn dies nicht evidenzbasiert ist, sagte Geffers.
Mundpflege mit antiseptischen Substanzen verringert die Biofilmbelastung und damit das Keimreservoir für die beatmungsassoziierte Pneumonie. Etwa um 30% ließen sich die Infektionen verringern, wobei Zahnbürsten keinen zusätzlichen Benefit brachten. Geffers betonte, dass dadurch aber keine Reduzierung der Mortalität erreicht werde – allerdings sei dies ein schwieriger Outcome-Parameter, denn die Sterblichkeit der Pneumonien ist generell hoch.
Zur Oberkörperhochlagerung gibt es eine Reihe von Studien, wobei sich in Bezug auf mikrobiologisch bestätigte Pneumonien kein signifikanter Effekt ergab. Geffers wies darauf hin, dass sich ein positiver Effekt nur in schlecht gemachten Studien zeigte. Die Hochlagerung erhöht nämlich auch den Druck auf den Cuff, daher führt sie evtl. sogar zu einer verstärkten Verschleppung von Bakterien.
Den ausführlichen Bericht finden Sie hier zum Download.
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