07. Nürnberger Wundkongress: Zukunftsweisende Innovationen und vernetzte Wundbehandlung

© B. Springer | Barbara Springer, Prof. Sebastian Probst, Margarete Wieczorek und Katja Bauer (v.l.)

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von Dr. B. Springer

Am 5. und 6. Dezember 2024 fand in der Meistersingerhalle Nürnberg der 07. Nürnberger Wundkongress unter dem Motto „Wundbehandlung jetzt und zukünftig – innovativ und vernetzt“ mit rund 1.800 Teilnehmenden statt.


Kongresspräsident Univ. Prof. Dr. med. univ. Markus Gosch eröffnete die Veranstaltung und betonte, dass die Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und anderen Berufsgruppen unerlässlich sei, um eine optimale Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Anschließend rappte der Youtuber und Rapper Pflegefachkraft Manuel  über die Situation in der Pflege mit Bezug auf den Kongress und brachte damit gleich zu Beginn Schwung in den Saal.

Im Eröffnungsvortrag ging es um „Wunde(n)heilender Humor“. Laut Duden ist Humor „die Fähigkeit, Begabung eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen, sie nicht so tragisch zu nehmen und über sie und sich selbst lachen zu können“. Frau Mag. Dr. Doris Bach aus Wien beschrieb Aspekte des Humors aus wissenschaftlicher Sicht und gab Beispiele, wie man Humor trainieren und für die eigene Arbeit nutzen kann.

Das zweitägige wissenschaftliche Programm bot in rund 80 Sitzungen und Workshops ein umfangreiches Programm, um sich über Trends in der Wundbehandlung, Neues aus der Forschung und spezielles Know-how zu informieren und auszutauschen. Nachfolgend einige Auszüge.

Notfälle in der Wundtherapie

Der Vortrag „Exsudatmanagement - was tun, wenn es zu feucht wird“ von Prof. Dr. Andreas Maier-Hasselmann zeigte auf, wie ein feuchtes Milieu geschaffen werden kann, das Wunden zur Heilung benötigen, um die amöboide Beweglichkeit der einwandernden Zellen zu erleichtern. Ziel des Exsudatmanagements ist es, einen feuchten, aber nicht nassen Wundgrund und einen trockenen, aber nicht ausgetrockneten Wundrand zu schaffen.

Dr. Julian-Dario Rembe sprach über das Debridement und wer was und was in diesem Zusammenhang tun darf. Im Wesentlichen ging es dabei um das Positionsdokument der Initiative Chronische Wunden e. V., speziell um die Abgrenzung von scharfem und chirurgischem Debridement. Im Dokument heißt es dazu:

Ein scharfes Débridement kann grundsätzlich an Personen aus den o. g. Gesundheitsfachberufen (Pflegefachpersonen, Physician Assistants oder medizinische Fachangestellte) delegiert werden, wenn sie in der korrekten praktischen Durchführung unter ärztlicher Aufsicht nachweislich
geschult wurden. Zudem sollte ein schriftliches Konzept vorliegen, das die Umsetzung einer ggf. notwendigen medizinischen Notfall-Intervention unmittelbar sicherstellt. Bei der heterogenen Gruppe der technischen Débridements müssen die verschiedenen Methoden differenziert betrachtet werden. Das Vorgehen sollte dann vergleichbar mit einem mechanischen oder chirurgischen Débridement erfolgen.


Dr. Stephan Eder
machte in seinem Vortrag deutlich, dass es sich bei der diabetischen Fußinfektion um einen echten Notfall handelt, der sofortiges Handeln erfordert. Früherkennung, rechtzeitige Diagnose und rechtzeitige Therapie sind entscheidend für Beinerhalt und Überleben. Grundpfeiler des Behandlungskonzeptes sind die adäquate antiinfektive Therapie und die chirurgische Intervention. Das chirurgische Prinzip beinhaltet das frühzeitige Débridement aller avitalen (gangränösen) Gewebe, die offene Wunddrainage und den Erhalt von vitalem Gewebe für eine spätere (partielle) rekonstruktive Wunddeckung. Nach Infektkontrolle ist bei nachgewiesener kritischer Ischämie eine frühzeitige Revaskularisation erforderlich.

Scham und Ekel – führt die Wunde zur Stigmatisierung?

Thomas Bonkowski und Maria Forster griffen in ihrem Workshop das Tabuthema Ekel und Scham auf. Sie stellten Ekelauslöser in der Wundversorgung und Strategien zu deren Vermeidung vor. So sollten Pflegende ekelauslösende Tätigkeiten nicht zu lange alleine durchführen oder sich abwechseln. Auch Scham (Körperscham, Identitätsscham oder Statusscham) spielt bei stigmatisierenden Wunden eine Rolle.
Durch Einfühlungsvermögen und Verständnis kann dazu beigetragen werden, dass die Betroffenen weniger Scham und Ekel empfinden und sich dadurch besser um ihre Wunden kümmern können.
Beide Referenten machten deutlich, wie wichtig es ist, in der Gesellschaft ein besseres Verständnis für chronische Wunden zu entwickeln und damit einen sensibleren Umgang mit den Betroffenen zu erreichen. Durch Aufklärung und Empathie können Vorurteile abgebaut und die Stigmatisierung chronischer Wunden verringert werden. Es ist wichtig, dass Menschen mit chronischen Wunden unterstützt und in ihrer Würde respektiert werden.

Digitalisierung in der Wundbehandlung

Mehrere Sitzungen beschäftigten sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz in der Wundversorgung. Dabei ging es in den Übersichtsvorträgen von Prof. Dr. Martin Storck und Dr. Julian-Dario Rembe um bereits bestehende Einsatzmöglichkeiten, zum Beispiel in der Wunddokumentation und -vermessung. Hier gibt es bereits zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, die App-gesteuert, in Kamerasysteme integriert oder in KIS-Systemen erfolgreich eingesetzt werden.
Anwendungsmöglichkeiten in der Wundanamnese werden intensiv erforscht, hier besteht noch Bedarf an mehr Schulungsmaterial.
Herausforderungen bestehen auch hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit.

Den ganzen Bericht lesen Sie in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift WUNDmanagement.

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