von Katrin Richter & Kerstin Aldenhoff / Conventus Congressmanagement
Die COVID-19-Pandemie gehört zu den großen globalen gesundheitlichen Herausforderungen. Daher werden die Folgen der Pandemie in den Bereichen der Wundversorgung auch auf dem 5. Nürnberger Wundkongress vom 01. bis 02. Dezember diskutiert werden.
„Wer hätte vor rund drei Jahren gedacht, dass sich unser Alltag so stark durch ein Virus verändert. Es hat uns bewusster gemacht, dass es auf mikroskopisch-kleiner Ebene Organismen gibt, die unsere Gesundheit bedrohen“, erklärt Kongresspräsidentin Univ.-Prof. Dr. med. Ewa K. Stürmer, zu deren Forschungsschwerpunkt Wundinfektionen und bakterieller Biofilm gehören.
Antimikrobielle Resistenzen (AMR)
Bei Wundinfektionen spielen Bakterien eine führende Rolle. Hier stellen Antimikrobielle Resistenzen (AMR) eine besonders große Gefahr dar. Die COVID-19-Pandemie hat das Problem weiter verschärft. Dies sei mit den durch das Coronavirus verursachten Atemwegserkrankungen zu erklären, die häufig ohne richtige Diagnose medikamentös, d. h. vielfach antibiotisch behandelt wurden. Das sei bereits ein bedeutender Treiber von AMR.
„Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch keine klinisch relevanten Resistenzen unserer typischen Wundbakterien gegen antimikrobielle Wirkstoffe, die wir in der Wunddesinfektion nutzen, bekannt – auch wenn wir ahnen, dass sich das in Zukunft ändern kann“, so Professor Stürmer. Chronische Wunden sind stets mit Bakterien und/oder auch Pilzen aller Art besiedelt. Bleiben Sie auf der Wunde und dringen nicht in den Körper ein, so wirken die in der klinischen Routine eingesetzten antimikrobiellen Substanzen sehr gut. Problematisch, vielleicht sogar lebensgefährlich wird es erst, wenn sich die Bakterien zu systemischen Infektionen ausbreiten und Antibiotika möglicherweise nicht (ausreichend) dagegenwirken.
Die chirurgische Leiterin des Comprehensive Wound Centers (CWC) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ist gerade in die Fokus-Gruppe der Europäischen Wundmanagement Assoziation (EWMA) aufgenommen worden, die Ende September 2022 ein Positionspapier zum Thema „Antimicrobials and Nonhealing Wounds“ publiziert hat:
„Es hat das Ziel, den Wissensstand über antimikrobielle Mittel zu aktualisieren, Bewusstsein (Awareness) für einen ausschließlich gezielten Einsatz dieser zu schaffen und einen allgemeinen klinischen Ansatz für die Nutzung bei chronischen Wunden zu vermitteln. Es soll eine Anregung für Praktiker der Wundtherapie sein, aber Wissenschaftler animieren, neue Wege in der Forschung zum Themengebiet „Wundinfektion“ zu gehen“, führt Prof. Stürmer aus.
Um einer fortschreitenden Resistenzentwicklung der Wundbakterien entgegenzuwirken, müsse durch das „Antimicrobial Stewardship“ die Aufmerksamkeit auf die Tatsache gelegt werden, dass die zur Verfügung stehenden, effizienten Antibiotika gezielt eingesetzt werden. Aus diesem Grund hat die WHO die jährlich Ende November stattfindende „World Antimicrobial Awareness Week“ (18.- 24.11.22) initiiert. Prof. Stürmer: „Mit Reserve- und Breitspektrum-Antibiotika sollte sparsam umgegangen werden, um den ständig mutierenden Mikroorganismen immer einen kleinen Schritt voraus sein zu können.“
Alle Informationen sowie das Tagungsprogramm des Nürnberger Wundkongresses finden Sie unter unter: www.wuko2022.de