von Jan Hinnerk Timm
Vor Kurzem jährte sich zum dritten Mal der Tag, der als Beginn der Covid-19-Pandemie in Deutschland gelten kann: Der 27. Januar 2023 ist der Tag, an dem im Bayern der erste berichtete Fall bei einem 33-jährigen Patienten auftrat. Inzwischen sprechen Experten bei SARS-CoV-2 vom Übergang aus der pandemischen in die endemische Phase. In Gesellschaft und Politik nehmen die Nachbereitung und die Aufarbeitung der Ereignisse der „Corona-Jahre“ an Fahrt auf. Gleiches gilt für die Wissenschaft, die sich um die Auswertung der aufgelaufenen Daten bemüht. Insbesondere aus der Versorgungsforschung gehen derzeit interessante Erkenntnisse hervor, die bei den Konsequenzen einer Infektion mit Covid-19 ein besonders betroffenes Organ in den Vordergrund stellen: die Haut.
Ist die Haut durch Corona besonders gefährdet?
Vielen ist aus persönlicher Erfahrung bekannt, dass Arztbesuche in der Corona-Zeit seltener wurden, und auch viele – sogenannte „planbare“ – Operationen aufgrund hoher Inzidenzwerte ausfielen. Im Gegenzug sank auch der Verbrauch an Arzneimitteln in den meisten medizinischen Bereichen. Besonders traf dies für die Dermatologie zu, wo im Jahr 2021 12,8 % weniger Arzneimittel verbraucht wurden als im Vorjahr. Laut Studien mehrten sich gleichzeitig die Anzeichen, dass bei Covid-19-Patienten auch Hautveränderungen auftreten. Eine britische Studie berichtete, dass bei 17 % der Betroffenen eine Hautveränderung als erstes von vielen klinischen Zeichen auftrat – bei 20 % sogar als einziges klinisches Zeichen. Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine größere Fallstudie aus Spanien, in der bei jedem fünften Betroffenen Hautveränderungen festgestellt wurden. Hierbei wurden neben Rötungen und Schuppungen unter anderem auch erythematöse Schwellungen und frostbeulenähnliche Hautveränderungen diagnostiziert.
Der Erfolg der Impfung – und die Konsequenzen
Hinsichtlich des Schutzes der Bevölkerung durch Impfungen sind im dritten Jahr nach Beginn der Pandemie Erfolge festzustellen. Inzwischen wurden mehr als 180 Millionen Impfungen durchgeführt. Aber es wurde auch über Nebenwirkungen berichtet. Einem Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Institutes zufolge beläuft sich die Anzahl der rückgemeldeten Impfnebenwirkungen auf über 320.000 Fälle. Das entspricht rein rechnerisch 1,8 Meldungen auf 1.000 Impfungen. Gleichzeitig sind fast 80 % der Deutschen durch Impfungen grundimmunisiert. Die meisten europaweiten Meldungen über Nebenwirkungen gingen aus Deutschland ein: mehr als die Hälfte. Da aber nicht jede zweite Impfung in Europa in Deutschland erfolgte, sind die Deutschen womöglich einfach etwas meldefreudiger, was Impfnebenwirkungen angeht.
Corona ist auch Hautsache
Insgesamt zeigen die aktuellen Daten aus der Versorgungsforschung zur Corona-Situation, dass es lohnt, neben dem respiratorischen System auch andere Bereiche, die durch Covid-19 geschädigt werden können, in den Blick zu nehmen. Je mehr Erkenntnisse zu SARS-CoV-2 und Covid-19 vorliegen, desto besser können Versorger, die Menschen mit Hauterkrankungen und -schädigungen sowie Wunden behandeln, gezielt und evidenzbasiert dabei vorgehen.
Lesetipp aus dem WUNDmanagement-Archiv
Eine Übersicht, was eine Infektion mit SARS-CoV-2 oder eine Corona-Impfung – beides kann auch Folgen für die Haut haben kann, finden Sie HIER.