Interview mit Martin Motzkus und Jörg Blech
Im Juni-WUND_letter habe ich Ihnen Wissenswertes rund um das Thema Mobilität mit auf den Weg gegeben. Im Teil 2 lasse ich nun zwei ausgewiesene Experten zu Wort kommen, von denen Sie in Teil 1 schon das eine oder andere gelesen haben. Jörg Blech studierte Biologie, er verfügt seit seinem Abschluss über umfassende internationale Erfahrungen als Wissenschaftler in den Bereichen Biochemie, Genetik, Organische Chemie. Es folgte eine Ausbildung an der Hamburger Journalistenschule, er war danach Redakteur beim Stern und bei der ZEIT in Hamburg, ehe der SPIEGEL ihn zu sich holte. Dort ist er Autor im Ressort Wissenschaft und Technik. Jörg Blech hat verschiedene Sachbücher geschrieben. Das Buch „Die Heilkraft der Bewegung – Wie Sie Krankheiten besiegen und das Leben verlängern“ hat viele Auflagen erreicht und ist ein Klassiker.
Herr Blech, wie kamen Sie auf die Idee, sich als Autor Ihres Buches („Die Heilkraft der Bewegung – Wie Sie Krankheiten besiegen und das Leben verlängern“, Fischer Verlag, 2014) wissenschaftlich mit dem Thema Bewegung auseinanderzusetzen?
„Vor einiger Zeit las ich drei Meldungen in den Medien, bei denen ich erkannt habe, dass sie miteinander verbunden sind. Da ist ein Psychiater in Los Angeles, der seine Patientinnen und Patienten dazu ermuntert, sich körperlich zu bewegen. Da ist eine Frau, die nach einer Krebsdiagnose mit dem Pferdesport beginnt. Da sind alte, vergessliche Mäuse, deren Gehirn sich durch Aktivität gleichsam verjüngt. Daraufhin habe ich nach weiteren Studien gesucht, in denen körperliche Aktivität wie eine bewährte Medizin verschrieben wird, und zwar nicht nur zur Vorbeugung, sondern auch zur Behandlung bereits ausgebrochener Erkrankungen. Die Ergebnisse meiner Recherche habe ich einer der SPIEGEL-Titelgeschichte präsentiert: „Die Heilkraft der Bewegung“. Die Reaktion war überwältigend. Danach habe ich systematisch nach weiteren Studien zum Thema gesucht und hatte bald Material für ein ganzes Buch zusammen. Dieses ist ein Bestseller geworden und wird mit jeder Auflage aktualisiert.“
Unabhängig vom Thema Wundheilung, welchen Nutzen hat ein gesundes Maß an Bewegung für uns alle?
„Körperliche Bewegung bewirkt in den Zellen und Organen biochemische Veränderungen, die einen pharmakologischen Effekt haben. Es ist also hochwirksam, ein gesundes Maß an Bewegung in seinen Alltag zu integrieren und sollte auf der Prioritätenliste ganz weit oben stehen.“
Wieviel Bewegung braucht der Mensch, um gesund zu bleiben?
„Wer sich an fünf Tagen der Woche ungefähr 45 Minuten bewegt, verabreicht seinem Körper und auch dem Geist eine Zaubermedizin. Niemand muss Leistungssport treiben, weil bereits maßvolle Aktivität – wie etwa schnelles Gehen – zu positiven Effekten führt. Außerdem wirken auch kleinere Dosen – jeder Schritt lohnt sich. Da der Körper bis ins Alter dynamisch auf Belastung antwortet, ist es nie zu spät, aktiv zu werden.“
Warum ist Bewegung gerade bei Krankheit so wichtig? Haben Sie Beispiele?
„Bei Depressionen, Arthrose, Diabetes mellitus Typ 2, Darm- und Brustkrebs, Kreuzschmerzen, Osteoporose oder etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann körperliche Bewegung helfen, die Symptome zu verbessern. Der Grund dafür sind die biochemischen Veränderungen, die durch regelmäßige Bewegung ausgelöst werden. Aus diesem Grund verschreiben Ärztinnen und Ärzte zunehmende Bewegung auf Rezept gegen die beschriebenen Leiden. Körperliche Aktivität kann im Einzelfall keine Heilung garantieren, aber sie ist oft das Beste, was man tun kann, um wieder gesund zu werden oder die Erkrankung zu verlangsamen. Patientinnen und Patienten sollten mit der Ärztin oder dem Arzt Rücksprache halten, bevor sie mit dem Training beginnen. Und natürlich ist es auch sinnvoll, sich zu bewegen, wenn man gesund ist. Denn die beschriebenen Effekte helfen natürlich, dass Erkrankungen erst gar nicht ausbrechen.“
Vielen Dank für das Gespräch!
>> BUCHTIPP >> Jörg Blech „Die Heilkraft der Bewegung. Wie Sie Krankheiten besiegen und Ihr Leben verlängern“ erschienen im Fischer Verlag