Rückblick auf das WUNDupdate Webinar am 14. November 2024

von Barbara Springer

Der Schwerpunkt lag auf randomisierten kontrollierten Studien, da diese Studienform als höchste Evidenzstufe gilt. Die Themenbereiche umfassten Dekubitus, diabetisches Fußsyndrom und periphere arterielle Verschlusskrankheit, Ulcus cruris und Wundauflagen. Nachfolgend ein Auszug:

PD. Dr. Cornelia Erfurt-Berge stellte Studien zum Themenbereich Ulcus cruris vor.

Eine Arbeit befasste sich mit Hautkrebs im Zusammenhang mit chronischen Beinulzera in der Bevölkerung von Olmsted County, Minnesota. Die Autoren dieser US-amerikanischen Studie untersuchten retrospektiv Patientenakten über einen Zeitraum von 25 Jahren auf das Vorkommen von malignen Tumoren bei chronischen Beinulzera. Kutane Tumoren spielen eine sehr wichtige Rolle in der Differentialdiagnose des Ulcus cruris. Ein Zusammenhang zwischen chronischen Wunden und späterem Hautkrebs, der durch Biopsie an derselben Stelle nachgewiesen wurde, wurde vor allem bei älteren Patienten beobachtet.

Eine weitere Studie untersuchte die Wirksamkeit der Phonophorese mit Bienengift auf die Heilung chronischer, nicht abgeheilter venöser und/oder diabetischer Fußulzera. Die strukturell gut durchgeführte Studie weist jedoch einige Schwächen auf, insbesondere bei der Auswahl der Teilnehmenden. Dr. Erfurt-Berge betonte, dass der Einsatz pharmakologisch wirksamer Substanzen außerhalb ihrer Zulassung im Rahmen gut geplanter und von Ethikkommissionen begleiteter klinischer Studien vertretbar sein kann. In der Praxis bleibe die Anwendung jedoch bis zur Zulassung verboten.

Herr Johannes Edel stellte Studien zum Thema Dekubitus vor und wies zu Beginn seines Vortrages auf den diesjährigen Antidekubitustag am 21.11.2024 hin.

In einer von ihm vorgestellten Studie aus Kolumbien ging es um den Einfluss von Hydrokolloidverbänden auf die Dekubitusprophylaxe bei Hochrisikopatienten. Die Studie sollte die Wirksamkeit von Hydrokolloidverbänden im Vergleich zu konventionellen Verbänden (hier mit Vaseline) untersuchen. Ziel war es, die Häufigkeit des Auftretens von Druckgeschwüren bei hospitalisierten Erwachsenen mit hohem Risiko für diese Komplikation zu reduzieren. Nach 25 Monaten wurde jedoch in einem Zwischenergebnis festgestellt, dass sich die Alternativen nicht in der Wirksamkeit, sondern nur in den Kosten stark unterschieden, so dass die Studie an dieser Stelle abgebrochen wurde. Herr Edel wies darauf hin, dass weder die topische Anwendung von Vaseline noch die (exzessive) Anwendung von Hydrokolloidverbänden internationalen Standards entspreche.

In einer weiteren Arbeit wurde der Frage nachgegangen, welche Wirkung die Oberkörperhochlagerung auf die subepidermale Feuchtigkeit im
Sakral- und Fersenbereich bei gesunden Erwachsenen hat. Denn es ist bekannt, dass Veränderungen der subepidermalen Feuchtigkeit
(SEF) frühzeitig auf Gewebeschäden hinweisen können. Es ist jedoch wenig darüber bekannt, wie modifizierbare Faktoren wie die Kopfteilhöhe des Bettes die SEF beeinflussen. Es wurden daher die Auswirkungen einer 30-minütigen Oberkörperhochlagerung von 30° bzw. 60° auf die SEF im Sakral- und Fersenbereich bei gesunden Erwachsenen untersucht. Das erstaunliche Ergebnis war, dass es keine statistisch signifikanten Unterschiede in den SEM-Messungen gab. Nicht einmal eine Tendenz war auszumachen. Es stellt sich also die Frage, ob die 30 Minuten für Gesunde zu kurz waren? Es könnte aber auch sein, dass die Einstellung des Kopfteils gar keinen Einfluss auf die SEF hat. Um dies zu klären, sind weitere Untersuchungen notwendig.

Prof. Dr. Knut Kröger stellte aktuelle Studien zu Wundauflagen vor.

Eine Arbeit befasste sich mit der topischen Anwendung von Esmololhydrochlorid (einem kardioselektiven Beta-1-Rezeptorblocker mit raschem Wirkungseintritt) als neue Behandlungsmethode bei diabetischen Fußulzera. In der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden klinischen Studie konnte gezeigt werden, dass die Gabe von Esmolol-Gel zusätzlich zur Standardbehandlung die Heilung von diabetischen Fußulzera signifikant verbessert. Prof. Kröger vermutet, dass diese Studie wahrscheinlich die Akzeptanz von Betablockern in der Wundheilung sowohl des Diabetischen Fußsyndroms als auch des Ulcus cruris venosum (auch dazu gibt es eine Studie) verbessern wird. Betablocker sind z.B. als Augentropfen steril in kleinen Dosen erhältlich. Wichtig ist, dass es sich hierbei um eine Off-Label-Therapie handelt und der Arzt den Patienten darüber aufklären muss, wenn ein solcher Versuch unternommen werden soll.

Eine andere klinische Studie aus dem Iran untersuchte die Wirksamkeit der Maden-Débridement-Therapie, kurz Madentherapie, bei Verbrennungen dritten Grades im Vergleich zu herkömmlichen Silberverbänden. Die Ergebnisse zeigten, dass die Nekrose bei den Patienten der Madentherapie-Gruppe an Tag 2 und Tag 4 signifikant geringer war als bei der Kontrollgruppe. Die Granulation wurde durch die Madentherapie ebenfalls signifikant begünstigt. Prof. Kröger bezweifelte, dass in Deutschland eine solche Studie durchführbar wäre, da es eine gute standardisierte lokale Wundversorgung von Verbrennungswunden gibt, die man vermutlich nicht gegen die Applikation von Maden testen würde. In Ländern, die keinen guten Zugang zur Verbrennungsmedizin haben, kann diese Therapie jedoch eine durchaus sinnvolle Maßnahme sein.

 

Nach dem Webinar hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, einen Feedbackbogen auszufüllen, wovon intensiver Gebrauch gemacht wurde. Die meisten Teilnehmer waren mit der Themenauswahl zufrieden, es wurde aber Wunsch geäußert, mehr praktische Studien aufzunehmen. Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere Themen genannt, die aufgenommen werden sollten.

Die gesamten Studien, die in den Webinaren 2024 besprochen wurden, können Sie im Sonderheft WUNDupdate 2024 nachlesen, dass hier bestellt werden kann: https://shop.mhp-verlag.de/zeitschriften/wundmanagement/einzelne-ausgaben/487/wundupdate-2024?c=48

 

 

 

 

 

 

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