von Martin Motzkus
Ein vielzitierter Merksatz bei chronischen Wunden lautet: „Kausaltherapie vor Lokaltherapie!“ Die Behandlung der Ursache einer Wundheilungsstörung (Kausa = lat.: Grund, Ursache) hat also den höheren Stellenwert als die Behandlung der Wunde selbst.
Was macht Bewegungslosigkeit mit uns?
Angelika Zegelin beschreibt in Ihrem sehr lesenswerten Buch „Festgenagelt sein - Der Prozess des Bettlägerigwerdens“ (Huber-Verlag, 2013, 2. Aufl.), dass es sich um einen schleichenden Prozess handelt, der zur Immobilisierung bis hin zur Ortsfixierung führt. Die Ortsfixierung bedeutet schlussendlich, dass der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, aus eigener Kraft den Aufenthaltsort zu verlassen.
Häufig führen Ereignisse, wie ein Klinikaufenthalt oder ein Sturz dazu, dass bestimmte Verhaltensmuster ausgelöst werden. Zunächst nehmen Betroffene oft Rücksicht, wollen anderen nicht zur Last fallen und lassen bestimmte Aktivitäten einfach aus. Dann werden oftmals Hilfsmittel und Rollstühle eingesetzt, die natürliche Bewegung verhindern oder begrenzen. Im Verlauf richten sich die so immobilisierten Menschen im Stuhl oder Bett ein, so dass alles, was sie im Alltag benötigen in Armeslänge erreichbar ist.
Wir Pflegenden unterstützen dieses Vorgehen oft, indem wir Schnabelbecher, Toilettenstühle und viele andere „Hilfen“ einsetzen. Sie erleichtern uns schließlich auch die Arbeit, führen aber letztlich zu einer Zunahme der körperlichen Einschränkungen und koordinative Fähigkeiten und Muskelkraft schwinden. Irgendwann wollen betroffene Patienten das Bett nicht mehr verlassen und stoßen dann oft erneut auf Widerstand von Pflegenden und Ärzten – nach dem Motto: „Sie müssen sich aber mehr bewegen“ oder „Machen Sie doch mal mit bei der Pflege!“
Haben Sie sich an der einen oder anderen Stelle ertappt gefühlt? Dann geht es nun noch um die Frage, wie wir aus dem Dilemma wieder herauskommen.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über den Nutzen von Bewegung bei chronischen Wunden: