von Hardy-Thorsten Panknin, Berlin
Hintergrund
Ausbrüche durch das SARS-CoV-2- Virus in Gesundheitseinrichtungen stellen Pflegende und Ärzte vor besondere Herausforderungen. Ihr Auftreten führt nicht nur zu einem erhöhten pflegerischen Arbeitsaufwand, sondern steigert auch die Gefahr für Mitarbeiter, sich selbst mit dem Virus zu infizieren. Hierdurch kann es zu Krankheitsausfällen und Ausfallzeiten durch die verordnete häusliche Quarantäne kommen, was wiederum Personalengpässe in der Krankenversorgung zur Folge hat.
Die Analyse der Konstellationen, die zu derartigen Ausbrüchen führen, sollte daher gerade angesichts der aktuell anlaufenden Omikron-Welle hohe Priorität haben. Durch die Erkennung von Risikokonstellationen könnten gezielt Maßnahmen zur Vermeidung derartiger Ereignisse eingeleitet werden. Eine aktuelle Analyse der in Deutschland beobachteten Ausbrüche hat kürzlich eine Forschergruppe aus der epidemiologischen Abteilung des Robert Koch-Instituts vorgenommen. Die Auswertung fand in Zusammenarbeit mit dem europäischen Zentrum für Infektionsprävention und -kontrolle (ECDC) in Stockholm, Schweden, statt
Kommentar
Die Analyse zeigt, dass das Hygienebewusstsein der Mitarbeiter in Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen rasch zunahm, so dass bereits in der zweiten Welle (im Vergleich zur ersten) proportional weniger Ausbruchs-assoziierte COVID-19-Fälle im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Fälle auftraten. In den Langzeitpflegeinrichtungen nahm die mediane Fallzahl der in den Ausbruch involvierten Bewohner bzw. Patienten allerdings noch deutlich zu, bis hier in der dritten Welle schließlich auch eine Reduktion erzielt werden konnte. Neben der Belegungsproblematik (Doppelzimmer konnten verzögert in Einzelzimmer umgewandelt werden) hat hier möglicherweise auch eine Rolle gespielt, dass das Hygienemanagement in Langzeitpflegeeinrichtungen erst durch Verpflichtung von externem Hygienepersonal und durch entsprechende Schulungen anlaufen musste. Einen konkreten Hinweis, was in Zukunft noch zu tun bleibt, gibt der Bericht über einen Krankenhausausbruch aus Spanien. Im Universitätsklinikum der Stadt Coruna (Galizien) beobachteten die Autoren einen nosokomialen COVID-19-Ausbruch bei 10 Patienten einer hämatologisch-onkologischen Abteilung. Im Zuge des Ausbruchs infizierten sich auch 12 Mitarbeiter des Behandlungsteams, von denen einer intensivmedizinisch behandelt werden musste. Die Autoren sahen als Ursache für die Virusausbreitung vor allem die Verwendung von Sauerstoffverneblern und Medikamentenverneblern bei SARS-CoV-2-positiven Patienten. Durch Aerosolisierung des Virus und ungünstige Luftströmungen konnte das Virus zu weiteren Patienten in der Umgebung gelangen und auch Mitarbeiter infizieren. Die Autoren raten daher zu einer Vermeidung aerosolgenerierender Maßnahmen bei COVID.19-Patienten, wo immer dies medizinisch vertretbar ist. Die Luftströmungsverhältnisse in den Abteilungen sollten bekannt sein und Luftübertritte zwischen Isolierzimmern und Zimmern nicht betroffener Patienten unbedingt vermieden werden.
Prof. Dr. med. Matthias Trautmann
Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin - Infektiologie, Neu-Ulm
++ Die Zusammenfassung der Studie können Sie hier downloaden. ++
Der Beitrag erschien erstmalig in der HYGIENE & MEDIZIN 2.2022.
Originalpublikation: Suwono B, Steffen A, Schweickert B et al. SARS-CoV-2 outbreaks in hospitals and long-term care facilities in
Germany: a national observational study. Lancet Regional Health Europe doi.org/10.1016/j.lanepe.2021.100303 (online)