Pflegeorganisation, Behandlungspfade und Koordination komplexer Wundheilung – Themen der EWMA 2022

© Barbara Springer

© Barbara Springer

 

Die Konferenz der Dachorganisation europäischer Wundheilungsgesellschaften (European Wound Management Association, kurz EWMA) fand vom 23.-25. Mai in Präsenz statt und lockte 3.510 registrierte Teilnehmer aus 79 Ländern ins frühlingshafte Paris. In 866 wissenschaftlichen Präsentationen und 303 Postern sowie E-Postern gab es eine Fülle von Informationen, nicht nur zu den oben genannten Hauptthemen. Begleitet wurde das wissenschaftliche Programm von einer umfangreichen Industrieausstellung.


Eröffnet wurde der Kongress von Prof. Sebastian Probst, dem amtierenden Präsidenten der EWMA und Prof. Luc Téot, dem Präsidenten der gastgebenden französischen und frankophonen Gesellschaft für Wunden und Wundheilung (Société Française et Francophone de Plaies et Cicatrisation (SFFPC)). Beide freuten sich, dass es wieder möglich sei, sich auf Kongressen zu treffen und gemeinsam zu diskutieren.

Zur Begründung für die Wahl der Hauptthemen des Kongresses erläuterte Prof. Probst, dass sich die Gesundheitssysteme aller Länder mit einer großen Anzahl von komplexen Wunden, einschließlich der primären Arten von nicht heilenden Geschwüren als auch mit den selteneren Arten befassen müssen und dies bei einer älter werdenden Gesellschaft. Es gehe darum, klare Behandlungspfade für die Behandlung chronischer Wunden in den Ländern der Welt zu schaffen. Es müsse sichergestellt werden, dass Patientinnen und Patienten Zugang zu jeder fachärztlichen Untersuchung erhalten, die sie benötigen. Angesichts der Unterschiede in den Strukturen der Gesundheitsversorgung und des Engagements der Angehörigen der Gesundheitsberufe in verschiedenen Ländern sei dies eine komplexe Aufgabe. Man werde während der drei Konferenztage einen besonderen Schwerpunkt auf Fragen und Lösungen im Zusammenhang mit Organisation und Koordination zur Unterstützung der Heilung komplexer Heilung komplexer Wunden legen.

Prof. Probst stellte danach die Neuerungen der EWMA der letzten zwei Jahre vor. Er nannte das EWMA-Programm zur Kompressionstherapie, das auf 3–5 Jahre angelegt und über das auch schon an anderer Stelle berichtet wurde. Es umfasst vier Phasen, die von der Entwicklung eines evidenzbasierten Qualitätsverbesserungsprogramms im Vereinigten Königreich über
Sensibilisierungs- und Aufklärungsprogramme für Frankreich und Deutschland, der Bewusstseinsbildung und Aufklärung in Italien und Spanien bis hin zur Entwicklung von Leitlinien reicht.

Weiterhin hat die EWMA neue Publikationen zum Antimicrobial Stewardship Programm und zum Einfluss des Lebensstils auf das Management chronischer Wunden sowie neue Curricula für die Ausbildung publiziert und entwickelt.

Prof. Téot stellte die SFFPC vor, die 1993 gegründet wurde und bei ihren jährlichen Treffen immer zwischen 2.500 und 3.500 Teilnehmer hat. Es gibt ca. 2,5 Millionen Wundpatienten in Frankreich, von denen 65 % innerhalb kurzer Zeit erfolgreich behandelt werden, 35% sind jedoch sehr komplex, erfordern Wissen und Talent und die Zusammenarbeit im multidisziplinären Behandlerteam. Die SFFPC sieht sich dafür als Zentrum und Treffpunkt, an dem die Fachrichtungen zusammenarbeiten, um die Arbeit zu koordinieren. Es gibt zwei Unterabteilungen innerhalb der Gesellschaft, eine für Pflegende und eine für Ärztliche Berufe. Die SFFPC entwickelt weiterhin landesweite Ausbildungs- und Fachkurse.

Prof. Téot berichtete weiterhin, dass legt der französische Staat aktuelle Programme zur Telemedizin auflegt bzw. fördert – ein Trend, der sich in der Pandemie nicht nur in Frankreich etabliert hat. Eines dieser Programme nennt sich „Domoplaies“ und stellt einen app-gestützten  Telekonsultationsdienst für Patienten mit Wunden dar. Er wird über die regionale Plattform für Telemedizin bereitgestellt und zielt darauf ab, die Patientenversorgung durch medizinisches Fachwissen zu verbessern und schwierige Reisen zu vermeiden.

Sylvie Meaume, Mitglied des wissenschaftlichen Kommittee der EWMA beschrieb in ihrem Übersichtsvortrag „Crossing the red sea of he COVID-19 pandemie“ die Geschehnisse und Probleme der Behandlung chronischer Wunden in Frankreich während der Pandemie und verglich dies mit der einer Geschichte aus der Bibel. Auf der Flucht vor den Ägyptern soll Moses das rote Meer geteilt haben, damit seine Landsleute hindurchgehen konnten. Sie zog Parallelen und gab im Fazit daraus „10-Gebote“ als Lehre aus Pandemie, die neben der Forderung nach schnellerer Diagnose und Behandlung, Aspekte wie Weiterentwicklung der Telemedizin, offener Zugriff auf Fachpublikationen oder die bessere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Klinikdirektoren beinhalteten.


Ich habe jedenfalls einem Koffer voller Eindrücke, Gespräche und neuer Anregungen aus Paris mitgenommen. Einen ausführlicheren Bericht finden Sie demnächst in der Ausgabe 4/2022 von WUNDmanagement, online auf WUND_plus oder im Newsletter.

Übrigens: Die EWMA hat in ihrem Youtube-Kanal ein kurzes Video mit den Zahlen und dem Dank des Kongresspräsidenten, Prof. Sebastian Probst veröffentlicht. Jetzt reinschauen>>


 

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