In der S2k Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Lymphödeme“ wird das Lymphödem als eine „chronisch entzündliche Erkrankung des Interstitiums als Folge einer Schädigung des Lymphsystems […]“ bezeichnet. Die Ursachen sind vielfältig. So kommt es häufig zu lymphologisch bedingten Ödemen im Rahmen einer Krebserkrankung, aber auch als Folge von Operationen, bei denen Lymphgefäße verletzt wurden. Ebenso sind eine genetische Disposition, Adipositas und das Vorhandensein einer Chronisch Venösen Insuffizienz (CVI) mögliche Ursachen.
Das Auftreten von Lymphödemen in Industriestaaten liegt geschätzt bei 0,13-2 % der Bevölkerung. Genaue Zahlen existieren nicht, da viele Fälle statistisch nicht erfasst, bzw. auch nicht behandelt werden.
Symptome
Die chronische Schwellneigung der betroffenen Region führt zur Verdickung der Haut mit trophischen Veränderungen der Epidermis im Verlauf (z.B. Verfärbungen, Hyperkeratosen). Außerdem kann es zu einer Störung der lokalen Immunabwehr bis hin zu schmerzhaften Veränderungen des Bewegungsapparates kommen.
Während im Anfangsstadium das Hochlagern betroffener Extremitäten Linderung bringt (Stadium 1, spontan reversibel), hilft Hochlagern im Stadium 2 nicht mehr, bis im Stadium 3 die betroffenen Regionen dauerhaft deformiert und hart geschwollen sind. Der Volksmund spricht hier von der Elefantenhaut (Elephantiasis). Dieser Begriff sollte heute nicht mehr verwendet werden, da er Betroffene stigmatisiert und verletzend klingt.
Das Lymphödem ist übrigens streng vom sogenannten Lipödem zu trennen, da es sich dabei um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt, dessen Ätiologie weitestgehend ungeklärt ist. Die S1-Leitlinie Lipödem ist nicht mehr ganz aktuell und wird demnächst in der aktualisierten Fassung vorliegen.
Die Basisdiagnostik des Lymphödems besteht aus Patientenanamnese sowie Inspektion und Palpation der betroffenen Region. Hierbei sind Erfahrung und auch Empathie erforderlich, die Betroffenen haben häufig lange Leidenswege hinter sich, bis die Diagnose gestellt wird. Typische Beschwerden sind vor allem Schwellung und Schweregefühl, aber auch Einschränkungen der Beweglichkeit und beim Tragen von Kleidung, die schnell einengt.
Therapien
Patienten mit Wunden leiden häufig an einem sekundären Lymphödem. Die Ulzerationen exsudieren stark, heilen schlecht und sind eine echte Belastung im Alltag. Die Behandlung der Wundpatienten ist daher wie so oft eine multiprofessionelle Aufgabe.
Neben den Möglichkeiten invasiver Therapien, die in die Hände eines Spezialisten gehören, ist die konservative Therapie standardisiert. Sie besteht aus Hautpflege, Angeboten zur Bewegungsförderung sowie umfangreicher Schulung und Beratung und natürlich der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE).
Dazu gehören die manuelle Lymphdrainage (MLD) durch einen Lymphtherapeuten sowie eine phasenadaptierte Kompressionstherapie. (Erst Entstauung mittels Kompressionsverbänden, im Anschluss Versorgung mit geeigneten lymphologischen Strumpf-Systemen), Bewegung, Hautpflege und Anleitung zum Selbstmanagement.
Mehr zu Thema:
– Nachgefragt: Was macht eine Lymphtherapeutin eigentlich?
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