Vakuumversiegelungstherapie: neue Behandlungsoption im ambulanten Setting

Die Versorgung von Patienten mit schwer heilenden Wunden im ambulanten Bereich hat sich seit Oktober 2020 maßgeblich verbessert. Denn jetzt können niedergelassene Ärzte die Vakuumversiegelungstherapie für die Behandlung dieser Patienten über eine neue Gebührenordnungsposition (GOP) derzeit extrabudgetär abrechnen.1,2 Die Vakuumversiegelungstherapie (auch bekannt als Negative Pressure Wound Therapy, NPWT) führt im Vergleich zur Standardtherapie zu einem nachweislich schnelleren Wundverschluss3,4,5 und bietet damit eine weitere Therapieoption, die sich seit Jahren in der Klinik bewährt hat. Langwierige Wege zum Wundverschluss können jetzt verkürzt werden.

 

Mai 2021 – Wie ein gutes Wundmanagement bei schwer heilenden Wunden in der täglichen Praxis gelingen kann, für welche Patienten die NPWT geeignet ist und welche Vorteile es für den Patienten bietet – dazu haben wir mit Dr. Abdullatif Hadry, niedergelassener Facharzt für Allgemein- und Gefäßchirurgie mit breiter Erfahrung in der ambulanten Therapie, gesprochen: 

Mit Blick auf die aktuelle Versorgungssituation, was sind aus Ihrer Erfahrung die größten Herausforderungen beim Management von schwer heilenden Wunden?

Wenn eine Wunde schwer heilt, ist ein sanftes und schmerzarmes Wunddebridement von besonderer Bedeutung. Die effektive Entfernung des Wundexsudats aus der Wundumgebung und das Debridement von eventuellen Wundtaschen haben dabei eine Schlüsselfunktion, um den Wundgrund zu vitalisieren und die Heilung zu fördern. In der ambulanten Versorgung erweisen sich aber gerade diese Maßnahmen oft als problematisch.

Die Vakuumversiegelungstherapie ist nun auch im ambulanten Bereich abrechenbar, bei welchen Patienten sehen Sie eine Indikation dafür?

Die Vakuumversiegelungstherapie ist gegenüber der bisherigen konventionellen Wundversorgung bei schlecht heilenden oder stagnierenden Wunden vorteilhaft. Insbesondere bei Wunden, die durch postoperative oder posttraumatische Wundheilungsstörungen bedingt sind oder denen chronische gefäßbedingte, diabetische oder polyneuropathische Ulzerationen zu Grunde liegen. Auch in der Verbesserung der klinischen Ergebnisse von Spalthauttransplantationen und zur Prävention von Wundheilungsstörungen bei Risikopatienten hat sich die NPWT als sehr wirksam etabliert: Die NPWT reduziert die bakterielle Keimbesiedlung, da sie bei niedriger Verbandwechselfrequenz die Wunde versiegelt und dadurch das Kontaminationsrisiko senkt. Wundsekret und Wundbeläge werden kontinuierlich aus der Wunde entfernt und auch schwer zugängliche Bereiche wie Wundtaschen werden effektiv debridiert. Dies regt die Gewebedurchblutung an, reduziert die Mazeration von gesunder Haut in der Wundumgebung und führt zu einem optimalen Wundmilieu, was die Bildung von Granulationsgewebe anregt und somit die Heilung der Wunde vorantreibt.

Zusammengefasst kann mal also sagen, dass die Vakuumversiegelungstherapie die Selbstheilungsfunktion des Organismus optimal unterstützt. Dank moderner Verfahren ist sie auch in der Praxis einfach anzuwenden und verläuft für den Patienten fast schmerzfrei.

Patienten mit schwer heilenden Wunden sind häufig im Alltag sehr eingeschränkt. Welche Vorteile für die Lebensqualität Ihrer Patienten sehen Sie durch den Einsatz der ambulanten Single-Use NPWT?

Kanisterlose Unterdruck-Wundtherapiesysteme, wie z. B. PICO 14, bestehen aus einer kleinen Therapieeinheit zur Förderung des Unterdrucks, kombiniert mit einer einfach anwendbaren Wundauflage mit einer wasserdampfdurchlässigen Deckfolie. Diese ermöglicht das Abdampfen überschüssiger Flüssigkeit, so dass kein Exsudatkanister benötigt wird.  So sind die Patienten in ihrem täglichen Alltag durch ein ambulantes NPWT-System kaum belastet. Die Systeme sind klein, leicht und diskret, man ist uneingeschränkt mobil und kann sogar duschen. Dies erhöht Lebensqualität und Compliance erheblich, die Patienten sind zufriedener und eine definitive Wundheilung wird schneller erreicht.

Können Sie uns das an einem Anwendungsbeispiel aus der Praxis erläutern?

Ein gutes Beispiel aus dem Praxisalltag ist der Fall einer 53-jährige Patientin mit Wundheilungsstörung nach Rekonstruktionsplastik bei invasivem Mammakarzinom mit Pseudomonasbesiedelung. Nach chirurgischem Debridement und gleichzeitig systemischer Antibiose zeigte die Patientin einen eindrucksvollen Initialbefund mit endständigen Fistelgängen. Sie wurde mit dem ambulanten Single-Use NPWT-System PICO 14 versorgt und nach einer Therapiedauer von nur 14 Tagen konnte bei guter Epithelisierung und Abheilung der Fistel bereits auf eine konventionelle Behandlung mittels Schaumverband umgestellt werden. Die ambulante Vakuumversiegelungstherapie mit PICO ermöglichte eine effektive, patientenfreundliche Behandlung und wirkte dabei wie ein Kickstarter für die Wundheilung.

Siehe dazu Abbildung 1 bis 3 

 

Quellen:

  1. Beschluss des Bewertungsausschusses nach § 87 Abs. 1 Satz 1 SGB V in seiner 513. Sitzung am 15. September 2020.
  2. Kassenärztliche Bundesvereinigung. Vakuumversiegelungstherapie von Wunden in den EBM aufgenommen. 24.09.2020. https://www.kbv.de/html/1150_48246.php Extrabudgetäre Erstattung zunächst für die ersten zwei Jahre. Angaben ohne Gewähr.
  3. Hampton J. Providing cost-effective treatment of hard-to heal wounds in the community through use of NPWT. Br J Community Nurs2015;20:S14–S20.
  4. Dowsett C., Hampton J., Myers D., Styche T. Use of PICO to improve clinical and economic outcomes in hard-to-heal wounds. Wounds International. 2017;8,p53–58.
  5. Edwards D., et al. Using portable, single-use, canister-free, negative-pressure wound therapy for plastic surgery wounds. Wounds UK. 2018;14(3).

 Journalistenservice: 

BCW | Burson Cohn & Wolfe 

Dr. Silke Hylla 

Telefon: +49 (0)172 1485945
Silke.hylla@bcw-global.com 

 

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