Krankenhaushygiene und Infektionsprävention in der Pädiatrie – DGKH-Kongress 2021 live und in Farbe:

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DGKH-Kongress live und in Farbe
12.–14. April 2021, Online:

Krankenhaushygiene und Infektionsprävention in der Pädiatrie

zusammengefasst von Dr. Gudrun Westermann und Alexandra Becker


Die Prävention von Blutstrominfektionen bei sehr unreifen Frühgeborenen war Thema des Vortrags von Prof. Dr. Christof Dame, Berlin. Daten aus NEO-KISS 2017–2019 zeigen eine mit zunehmendem Geburtsgewicht abnehmende Sepsisrate; diese ist im Vergleich zur vorangegangenen Periode deutlich zurückgegangen – in den drei Jahren seit Einführung des KRINKO-Kolonisationsscreenings besonders bei Frühgeborenem unter 500 g. Auch die Anwendungsdichte der Antibiotika bei den Frühgeborenen nimmt mit zunehmendem Geburtsgewicht ab. Dame gab zu bedenken, dass die Kinder mit einer normalen Keimflora besiedelt werden müssen, und dass die Art und Weise der Antibiotikaauswahl und die Länge der Behandlung das Mikrobiom der Kinder signifikant beeinflusst. Dies könne sich ungünstig auf die Entwicklung auswirken.
Schließlich beschrieb Dame ein neu entwickeltes Ausbildungskonzept, das Neo-IPC (Infection Prevention control)-Programm, das interdisziplinär und multiprofessionell arbeitet. Es ermöglicht ein Training der neonatologischen Prozedur (PVK-, ZVK- und NVK-Anlage, Intubation, Lumbalpunktion, etc.) und gleichzeitig der Hygienemaßnahmen an sehr unreif geborenen Frühgeborenen unter Erfolgskontrolle.

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Lokale ABS-Initiative für eine ABS-geleitete Verschreibungskultur

Kinder und Jugendliche mit Krebserkrankungen, Fieber und Granulozytopenie sind besonders gefährdet für schwere Infektionskrankheiten, zum Teil auch mit opportunistischen Erregern, was zu einer überdurchschnittlich hohen Verbrauchsdichte von Reserveantibiotika mit breitem Wirkspektrum führt.
Dr. Cihan Papan beschrieb ein Projekt an zahlreichen kinderonkologischen Zentren (GPOH) in Deutschland und Österreich, das zum Ziel hat, die Verschreibungskultur im Sinne von Antibiotic Stewardship zu beeinflussen. Basierend auf einer Punktprävalenzerhebung werden tagesaktuelle Daten zum Einsatz von Antibiotika und Antimykotika erhoben. Diese individuellen Verordnungen werden durch drei unabhängige Gutachter bewertet. Kommt es dabei zu keinem Konsens, diskutieren die Panelmitglieder die Therapie und die Zentren erhalten individuelle Rückmeldungen über die Verordnungsqualität in jedem einzelnen Fall. Das Projekt ist im Dezember 2020 angelaufen; es soll der Etablierung von lokalen ABS-Initiativen den Weg bereiten.

Praxisbericht: Infektionsprävention bei Immunsuppression (KRINKO-Empfehlung)

Prof. Arne Simon, Homburg, berichtete über die Umsetzung der neuen KRINKO-Empfehlung zur Infektionsprävention bei Immunsuppression in der Kinderonkologie in Homburg. Maßnahmen umfassen neben der Basis- und erweiterten Basishygiene die prospektive Surveillance von BSI, Schulung von Patienten und deren Kontakten sowie MRE-Screening und Empfehlungen zu Antibiotic Stewardship (ABS).
In Homburg werden alle Kinder, die aus anderen Krankenhäusern verlegt werden und solche mit anamnestischen Risikofaktoren auf MRE gescreent. MRSA-positive Kinder mit Krebserkrankungen sind unter der Chemotherapie sehr häufig nicht dekolonisierbar und müssen dann isoliert werden. 3- und 4-MRGN besiedelte Kinder werden ebenfalls isoliert, bei 2MRGN erfolgt eine individuelle Risikoabwägung.
In die KRINKO-Empfehlung wurde nach inhaltlicher Abstimmung mit der Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Therapie (ART) beim RKI auch die ABS aufgenommen. Dass dies sinnvoll ist, zeigte Simon am Beispiel Meropenem: Ein retrospektives Audit ergab, dass es bei 4 von 5 Patienten, bei denen die BSI mit Meropenem behandelt wurde, eine Alternative gegeben hätte. Eine Meropenem-sparende Therapie erfordert wahrscheinlich einen höheren Anteil an Kombinationstherapien.

 

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